Jede*r Deutsche produziert etwa 220 kg Verpackungsmüll pro Jahr. Das ist eine bedenkliche Zahl. Das Schlimme daran ist aber, dass die Verpackungen in den Müll wandern und manchmal sogar in die Umwelt. Die Meere verschmutzen immer weiter und Erdöl, aus dem Plastik hergestellt wird ist ein endlicher Rohstoff, der keinesfall in unendlichen Mengen zur Verfügung steht. Folglich müssen wir uns neue Möglichkeiten einfallen lassen, um dem zunehmendem Müll entgegenzuwirken.
Einweggeschirr aus Pflanzenabfällen
Plastik ist nicht abbaubar und benötigt Jahrhunderte, bis es sich zersetzt. Aber ist es möglich, Verpackungen plastikfrei zu gestalten? Ein Blick in die Natur bietet zahlreiche Lösungen. Eine davon wird bereits in Indien umgesetzt: Das Land hat ein riesiges Problem mit Plastikabfällen – vor allem mit Einweggeschirr. Dieses landet nach der Benutzung oftmals in der Natur und führt dort zu erheblichen Müllbergen, die neben der Verschmutzung weitreichende Folgen mit sich ziehen. Immer wieder kommt es vor, dass Tiere – unter anderem auch die in Indien als heilig angesehenen Kühe – Plastikgegenstände fressen und dadurch erkranken. Indien hat zur Eindämmung dieses Problems bereits ein Verbot für Plastikverpackungen angesetzt. Die Schwierigkeit dabei ist, dass es zur Umsetzung dieses Gesetztes Alternativen bedarf.
Die Lösung: Einweggeschirr aus zerfaserten Bananenresten und Wasser. Diese Mischung wird im Produktionsprozess unter Druck und Hitze in die gewünschten Formen gepresst. Die Pflanzenfasern sorgen dabei für die nötige Stabilität. Die Grundlage der Produktion, nämlich die Bananenreste, werden von den einheimischen Bauern abgekauft und unterstützen diese daher zusätzlich. Der Rohstoff entsteht bei jeder Ernte und wird bisher von den Bauern verbrannt - ein Faktor, der sich ebenfalls negativ auf die Umwelt auswirkt.
Die großen Vorteile dieses kompostierbaren Geschirrs sind, dass es preiswert ist, keine Belastung für die Umwelt darstellt und lokal herstellbar ist. Die Entwicklung ist also variabel und die Produktion könnte genauso gut hier in Deutschland etwa mit Tomatenstängeln, Gurken oder Paprika realisiert werden. Lokale Pflanzenreste können genutzt werden, um Verpackungen oder Einweggeschirr herzustellen. Ganz wichtig: Für den Plastikersatz werden nur Reste eingesetzt, die unter normalen Abläufen im Müll landen würden. Das große Potenzial der Agrarabfälle wird auch zunehmend in Deutschland anerkannt, selbst wenn hier bisher kein Verbot existiert. Wertschätzung für die Umwelt ruft das Produkt, bei dem man jede einzelne Faser erkennt, auf jeden Fall hervor. Und eine Kuh kann es auch bedenkenlos essen!
Stroh als Verpackungsmaterial
Pro Jahr fallen 30 Millionen Tonnen Stroh bei der Getreideernte an. Acht Millionen Tonnen davon könnte man als umweltfreundlichen Verpackungsersatz nutzen. Das funktioniert Folgendermaßen: Das Stroh wird geerntet und in einem speziell entwickelten Produktionsprozess in eine Form gepresst. Diese Dämmplatten aus reinem Stroh enthalten keine künstlichen Zusätze und bieten eine tolle Alternative zu Styropor als Verpackungsmaterial. Stroh isoliert ebenso gut wie Kunststoff und ist kompostierbar. Zudem sorgt es, wie die herkömmlichen Verpackungsmaterialien auch dafür, dass der Inhalt eines Pakets unbeschädigt bei dem*r Empfänger*in ankommt.
Kompostierbare Verpackungen
Die Verwendung von Stroh als Ersatz für Styropor bietet vielfältige Möglichkeiten in Hinblick auf den Versandhandel. Allerdings findet sich ein Großteil der Plastikverpackungen im Supermarkt: Es gibt fast keine Lebensmittel, die ohne eine solche Verpackung auskommen. Aber wie schafft man es, Plastikfolie zu ersetzen? Die Problematik: Das Produkt muss stabil und gleichzeitig flexibel sein. Die Lösung bietet Zucker, genauer gesagt eine Verbindung aus Zuckerrohr und Milchsäure. In den Niederlanden werden solche kompostierbaren Verpackungen bereits entwickelt.
Sie sind kompostier- und recyclebar. Oftmals stehen solche Biokunststoffe in der Kritik, da die Rohstoffe eine hohe CO2-Bilanz aufweisen sollen. Dies ist hier nicht der Fall. Der CO2-Ausstoß ist sogar um ein Vielfaches geringer, als bei herkömmlichen Verpackungsprodukten.Diese neuartigen Verpackungen benötigen 12 Wochen, bis sie im Biomüll vollkommen zersetzt sind. In den Niederlanden darf man sie auch ohne Bedenken in dieser entsorgen; in Deutschland ist das bisher noch nicht erlaubt. Neben den gesetzlichen Einschränkungen, die eine Realisierung solcher Projekte häufig verhindern, stellt sich bei diesem spezifischen Projekt auch die Frage, ob der für die Herstellung essentielle Zucker keine Bestandteile an die darin eingepackte Nahrung abgibt.
Fazit: Wie können wir weniger Plastik produzieren?
Teller aus Pflanzenabfällen, Verpackungsmaterial aus Stroh oder kompostierbare Verpackungen sind nachhaltige und umweltschonende Alternativen, um Lebensmittel zu verpacken. Inwiefern diese Konzepte allerdings zukünftig den herkömmlichen Materialien Konkurrenz machen, hängt von den politischen Regelungen und unserer Nachfrage ab. Eins haben sie alle gemeinsam: die Zukunftsfähigkeit! Die Politik sollte versuchen, Gesetze zu schaffen, die eine Umsetzung solcher Projekte vereinfachen.
Das Projekt „Plastikfrei“ lässt sich dabei am besten auf EU-Ebene umsetzen, da es eine globale Dynamik entwickelt hat. Das Problem des Plastikmülls und die damit verbundenen Folgen betreffen nicht nur einzelne Länder, sondern alle Staaten weltweit. Die in Betracht gezogenen Maßnahmen können von einzelnen Mitgliedstaaten der EU nicht ausreichend verwirklicht werden, sondern sind auf Unionsebene aufgrund des Umfangs besser zu erreichen.
Dazu sollten verbindliche Ziele etwa im Rahmen einer Verordnung festgelegt werden. Es könnten zum einen Zielwerte für die Reduktion der Plastikabfälle festgesetzt werden. Fraglich wäre hier allerdings, inwieweit sich diese Ziele umsetzen und überprüfen lassen. Dem vorangestellt müsste in bereits bestehende Maßnahmen investiert werden, um deren Ausbau zu fördern. Des Weiteren gilt es, kreative Startup-Ideen, die nachhaltige Innovationen verfolgen, zu fördern.
Bereits im Mai 2018 diskutierte die EU-Kommission über Maßnahmen, die zur Verringerung der Plastikabfälle beitragen sollen. Konkret zog sie ein Verbot von Wegwerf-Plastikprodukten in Erwägung. Im Umweltausschuss soll eine Verbotsliste erstellt werden, die über diese Produkte hinaus, ebenfalls leichte Plastiktüten und aufgeschäumte Kunststoffe enthält. Dennoch gibt es immer noch Materialien, die nicht so leicht ersetzt werden können. Für diese sollen Minderungsziele festgelegt werden. Die Umsetzung der Maßnahmen muss einhergehen mit einer Aufklärung der Verbraucher*innen. Das Verbot von Einweg-Plastik wurde bereits im Dezember 2018 verabschiedet. Bis zur endgültigen Umsetzung wird es vermutlich noch zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Nichtsdestotrotz kann jede*r von uns bis dahin jeden Tag einen Schritt in die richtige Richtung machen, indem man versucht weitestgehend plastikfrei zu leben. Dabei gilt es sich keinen Druck zu machen, sondern dieses Ziel langfristig zu verfolgen, vorauszudenken und andere von dieser Idee zu überzeugen.
Das Verbot bringt Umweltvorteile mit sich. Es ist allerdings fraglich, inwieweit die Verpackungsindustrie einen Weg um die enge Definition des Einwegs-Plastiks findet, um große Verluste für das eigene Unternehmen zu vermeiden. Die Plastikindustrie warnt darüber hinaus vor Problemen mit der Lebensmittelhygiene, wenn zunehmend Plastikverpackungen durch Alternativen ersetzt werden.
Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Punkten und die Umsetzung des Plastikverbots wird Aufgabe der nächsten EU-Legislaturperiode. Vor diesem Hintergrund könnte bereits bei den Europawahlen ein Zeichen für einen bewussteren Umgang mit endlichen Ressourcen, die Wertschätzung der Umwelt und als erster Schritt dazu die Eindämmung der Nutzung von Plastik gesetzt werden.
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