„Tatsächlich haben sich die Emissionen des Luftverkehrs seit 1990 mehr als verdoppelt, und der Luftverkehr ist heute einer der sehr wenigen Sektoren, deren Emissionen ständig steigen.“
Während internationale Mobilität in unserer globalisierten Welt immer wichtiger wird, sollte der Fokus hier auf Nachhaltigkeit liegen. Bahnfahren ist allerdings oft sehr viel teurer als der Flugverkehr, obwohl es der umweltfreundlichste Verkehrsträger des motorisierten Verkehrs ist. Die Steuervorteile, von denen die Luftfahrtindustrie profitiert, führen in der Tat zu einem Wettbewerbsvorteil, der uns alle dazu veranlasst, zu fliegen, statt mit der Bahn zu fahren, selbst bei mittleren Entfernungen. Eine Lösung wäre die Besteuerung des Flugzeugbenzins Kerosin, um gleichzeitig Zugfahren zu unterstützen, um die mobilitätsbedingte Umweltverschmutzung zu verringern.
Als mit Fridays for Future viele Schüler*innen auf die Straße gingen, wollte ich mit einer politischen Initiative auch etwas für das Klima tun. Und da die Besteuerung des Luftverkehrs aus vielen Gründen auf europäischer Ebene einfacher ist, war eine europäische Kampagne notwendig. Als Student der Europastudien kannte ich das Verfahren der Europäischen Bürger*inneninitiative (EBI), das Europäer*innen ein Instrument zur Gestaltung der EU-Agenda gibt: Sieben europäische Bürger*innen können eine Petition starten, um die EU-Kommission aufzufordern, ein Gesetzgebungsverfahren auf der Grundlage des Vorschlags einzuleiten. Wenn die Petition innerhalb von 12 Monaten mindestens eine Million Unterschriften von EU-Bürger*Innen sammelt, muss die EU-Kommission den Antrag überprüfen, ist aber nicht gezwungen, einen Gesetzesvorschlag zu unterbreiten. Da die EBI das einzige direkte Beteiligungsinstrument zur Gestaltung der EU-Agenda ist, habe ich beschlossen, sie zu nutzen, um unsere politischen Entscheidungsträger*innen dazu zu drängen, diese absurde Ausnahmeregelung endlich zu beenden.
„Da die EBI das einzige direkte Beteiligungsinstrument zur Gestaltung der EU-Agenda ist, habe ich beschlossen, sie zu nutzen, um unsere politischen Entscheidungsträger dazu zu drängen, diese absurde Ausnahmeregelung endlich zu beenden."
„Es ist daher sehr heuchlerisch, dieses Verfahren als Europäische BÜRGER*INNENinitiative zu bezeichnen, denn Bürger*innen können es nicht erfolgreich anwenden.“
Gewöhnliche Bürger*innen haben keine Chance, eine Million Unterschriften zu sammeln. Die erfolgreichen Initiator*innen waren Mitarbeiter*innen von NGOs oder Gewerkschaften, deren Organisationen oder Netzwerke beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und eine europaweite Kampagne zu starten. Sie hatten riesige Mailinglisten, eine solide Finanzierung und Know-how. In dieser Position sind die wenigsten normalen Bürger*innen. Es ist daher sehr heuchlerisch, dieses Verfahren als Europäische BÜRGER*INNENinitiative zu bezeichnen, denn Bürger*innen können es nicht erfolgreich anwenden. Ich bin also recht kritisch gegenüber der EBI. Nichtsdestotrotz bleibt sie das einzige Instrument der partizipativen Demokratie, das wir als EU-Bürger*innen haben (abgesehen von der Beantwortung öffentlicher Konsultationen), und deshalb ist es entscheidend, dass wir sie weiterhin anwenden. Ein schlechtes Werkzeug ist schließlich besser als gar kein Werkzeug! Eine Million Unterschriften zu erreichen, ist eine große Herausforderung, aber die Bürger*innen dürfen nicht schweigen: Wir müssen viel mehr Maßnahmen ergreifen, um unsere kollektiven Probleme zu lösen und nicht weiter schweigen.
Our action didn’t go unnoticed: 2nd day at @Europarl_EN and EC President @vonderleyen passed by our stand. It was an honour to meet her & discuss the future of #green politics in the EU & the power for change that ECIs such as #Fairosene can have in the future🌳#citizens4climate pic.twitter.com/ljKbqHXWbd
— Clean Mobility - Generation Climate Europe (@kerosenetax_EU) September 3, 2019
Die EU-Kommission prüft derzeit die Auswirkungen einer solchen Steuer und sollte bis Juni 2021 einen Gesetzesvorschlag vorlegen. Sobald die Verhandlungen beginnen, werden wir die Hilfe der europäischen Bürger*innen dringend brauchen! Da die Steuerpolitik der EU einstimmig beschlossen wird, muss sich jeder Mitgliedstaat auf die Einführung dieser neuen Steuer einigen, wobei jedes EU-Land ein Vetorecht hat. Und einige Länder würden gerne jeden Vorschlag ablehnen, der Flugreisen gerechter besteuern möchte. Wir werden daher öffentlichen Druck brauchen, um unseren Regierungen zu zeigen, dass der Schutz unseres Planeten wichtiger als die Privilegien der umweltschädlichen Flugindustrie und des Wirtschaftswachstums generell sind.
Nein. Er hätte es sein können, aber unsere Regierungen haben sich dagegen entschieden: Die europäischen Regierungen haben den Fluggesellschaften, die praktisch keine Umweltbedingungen erfüllen müssen, aus der Patsche geholfen.
„Das Virus wird voraussichtlich nicht so bald verschwinden und somit werden noch mehr öffentliche Gelder benötigt werden, um die europäischen Fluggesellschaften über Wasser (oder im Himmel...) zu halten.“
Trotz des raschen Anstiegs der CO2-Emissionen und fehlender Steuern in guten Zeiten einigten sich unsere Entscheidungsträger*innen darauf, die Luftfahrtindustrie mit Steuergeldern zu retten und keine zusätzlichen Umweltbedingungen (wie z.B. Netto-CO2-Emissionsreduzierung) vorzuschreiben. Das Virus wird voraussichtlich nicht so bald verschwinden und somit werden noch mehr öffentliche Gelder benötigt werden, um die europäischen Fluggesellschaften über Wasser (oder im Himmel...) zu halten. Während es schon lange an der Zeit ist, unser Verkehrssystem tiefgreifend zu verändern und unsere Abhängigkeit von Öl zu verringern, treiben unsere Regierungen die Klimakrise weiter an und verschieben immer wieder Klimaschutzmaßnahmen für den Luftverkehr.
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