Die finanziellen Mittel des DFJW stammen aus einem gemeinsamen Fond, der zu je gleichen Teilen vom deutschen und französischen Staat gespeist wird. Sein Budget beträgt dabei jährlich an die 20 Millionen Euro.
Die Einrichtung wird durch einen selbständigen Verwaltungsrat geleitet, dessen Vorsitz deutsche und französische Minister innehaben, die für jugendspezifische Fragen verantwortlich sind.
An der Spitze des DFJW befindet sich der Generalsekretär. Gegenwärtig ist dies Herr Max Claudet, den wir hier, im Rahmen eines Interviews des „Taurillons“, zu einigen Themen befragt haben.
Herr Claudet, wie viele Jugendliche haben seit 1963, also seit der Gründung des DFJW an ihren Austauschprogrammen teilgenommen?
Bis heute haben mehr als sieben Millionen deutsche, französische und allgemein europäische Jugendliche von unserer finanziellen Unterstützung profitiert.
Man kann jedoch davon ausgehen, das mehr als das Doppelte, also 14 Millionen, an unseren Austauschprogrammen teilgenommen haben. Denn wir zählen nur die Jugendlichen, die tatsächlich finanziell unterstützt wurden, nicht aber solche die andere bei sich aufgenommen haben oder keine Fahrtkostenzurückerstattung oder Wohnungsgeld erhielten.
Wie viele Personen betreut denn das DFJW jährlich im Zuge der Austauschprogramme?
Jedes Jahr profitieren in etwa 250 000 Personen von 3 bis 30 Jahre von einer finanziellen Unterstützung für einen Aufenthalt im Partnerland.
Welches Ziel verfolgt das Stipendienprogramm „Destination Allemagne“ (Ziel Deutschland)?
Dabei soll ein Projekt eines Jugendlichen, der sich für Deutschland interessiert realisiert werden. Bei der Themenwahl lassen wir ihm völlig freie Hand.
Wie beleben Sie die deutsch-französische Annäherung?
Wie beleben sie, indem wir jährlich mehr als 8000 Austausche organisieren und unterstützen. Dabei rufen wir Jugendorganisationen, Sportvereine, Schulen und andere Einrichtungen, die sich mit Kindheit und Jugend beschäftigen dazu auf, an entsprechenden Programmen teilzunehmen.
Seit dem Beginn unserer Arbeit haben wir uns stark für die Förderung interkulturellen Wissens eingesetzt, das vor allem durch sprachlichen Austausch des Deutschen und des Französischen vermittelt wird.
Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft Europas Hand in Hand geht mit seinem kulturellen Reichtum und somit auch mit seiner Mehrsprachigkeit. Bei allen Treffen, die wir unterstützen, werden immer die Sprachen der Teilnehmer gesprochen. Wir machen dabei niemals den Umweg über eine Drittsprache.
Das DFJW ist durch politischen Willen entstanden. Inwiefern ist es eine charakteristische Einrichtung?
Sie ist immer einzigartig geblieben, trotz der Gründung ähnlicher Organisationen wie das « l’Office Franco Québéquois » oder das deutsch-polnische Jugendwerk.
Es bleibt eine internationale Einrichtung, die seit 2006 partnerschaftlich von einer Deutschen und einem Franzosen geführt wird. Schon dies allein ist im politischen Bereich oder was deutsch-französischen Firmen betrifft, nahezu einzigartig.
Beschränkt sich das DFJW auf den Austausch zwischen Deutschland und Frankreich?
Seit dem Ende der 70er Jahre, begleitet das DFJW die Entwicklungen der europäischen Bewegung. Zuerst haben wir mit einem dritten Land der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zusammengearbeitet, 1990 kamen dann Länder Osteuropas dazu.
Seit 1999 können wir theoretisch mit Ländern der ganzen Erde zusammenarbeiten. Man muss jedoch daran erinnern, dass der Kern unserer Aktivitäten auf Deutschland und Frankreich gerichtet ist und es auch bleiben wird. Der Schwerpunkt unserer internationalen Programme ist heute dabei auf die osteuropäischen Länder gerichtet, sowie auf Balkan- und Mittelmehrstaaten.
Kann man sagen, dass die Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich als gesichert gelten?
Wir müssen uns davor hüten Bande, die seit 50 Jahren intensiviert werden, als gesichert anzusehen. Denn wie es auch Walter Benjamin sagte: Es kann sein, dass sich der Engel der Geschichte wendet und es somit zu einer Kehrtwendung des geschichtlichen Fortschritts kommt.
Die Bande auf politischem und wirtschaftlichem Niveau sind sicherlich gefestigt. Weniger sind sie es im kulturellen oder privaten Bereich, wie es der starke Rückgang am Interesse der deutschen Sprache und somit auch deren Kultur in Frankreich bestätigt.
Auf Dauer kann sich dieser Trend, der glücklicherweise seit einigen Monaten zu ruhen scheint, sehr schädigend auswirken und wäre selbst in der Lage unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit zu gefährden.
Wie kann man Jugendlichen einen Schlüssel an die Hand geben, um Europa besser zu verstehen?
Indem man ihnen die Vielfalt aufzeigt und indem sie erfahren, welch faszinierende Welt Europa ist, mit seiner langen Geschichte, seinen Sprachen, seinem kulturellen und philosophischen Erbe. Man sollte einen Stolz entwickeln, einen Stolz auf die europäische Identität.
Wie kann man erreichen, dass die jungen Leute aktive europäische Bürger werden?
Man muss ihnen bewusst machen, was Europa ihnen gebracht hat und was es ihnen noch bringen wird. Sie sollten sich außerdem der Tatsache bewusst sein, dass, bis vor kurzem ein Auslandsstudium innerhalb Europas kompliziert, teuer und wenig anerkannt war.
Zudem sollte klar sein, dass sie viel verlieren können, wenn sie ein Europa der Technokraten kritisieren, das ja eigentlich, durch ihre Wählerstimme, das ihre ist.
Wäre es einfacher, wenn die Europäische Union noch mehr in Richtung einer Europapolitik gehen würde?
Theoretisch sicherlich. Ich fürchte jedoch, dass die Mentalitäten für eine solche Veränderung noch nicht bereit sind. Vielleicht bräuchte man zwei politische Visionäre, die einfach einmal eine stärkere Vereinigung zwischen zwei Ländern auferlegten…
Die Weltmeisterschaft hat dieses Jahr in Deutschland stattgefunden. Sie konnten dieses Ereignis sicherlich nicht einfach an sich vorübergehen lassen. Was hatten Sie für diese Gelegenheit vorbereitet?
Wir hatten spezielle Veranstaltungen organisiert.
Zuerst ein Seminar an der Hochschule für junge Sportler, in Zusammenarbeit mit dem „Deutschen Geschichtsinstitut“. Dann ein Freiwilligenprogramm mit Deutschen und Franzosen, die französischsprachige Fans in die Spielstädte begleitet haben. Und schließlich ein Fußballglossar, für alle, die sich für spezifische Fußballausdrücke interessieren…
Und natürlich unzählige Treffen zwischen jungen Mannschaften !!!
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