Mit Freilufttierhaltung und nachhaltiger Landwirtschaft lassen sich die oben genannten Mengen nicht generieren. Der Herkömmliche Bauer mit zehn Rindern, 12 Schafen und 30 Hühnern muss sich im Preiskampf dem großen „Massentierhalter“ geschlagen geben. Mit haarsträubenden Folgen für die Umwelt. Allein in Deutschland macht die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln rund 20 Prozent des CO2 Ausstoßes aus. Die Lösung scheint auf der Hand zu liegen: Den eigenen Fleischkonsum senken, damit der Markt wieder auf eine angemessene Größe zurückschrumpft. Dies scheint allerdings schwer umsetzbar.
Umerziehung unmöglich
Der Versuch der Partei Die Grünen, den Deutschen mit ihrem „Veggie Day“ einen Fleischlosen Tag in den Kantinen aufzuzwingen, stieß auf harte Kritik. Vegetarisches Essen dürfe schließlich nicht „von oben Verordnet werden“ hieß es bei den Piraten. Dabei geht die Initiative, wenn auch etwas totalitär, die Wurzel des Problems an. Sinkt die Fleischnachfrage, schrumpft der Markt und die Tierbestände können sich erholen. Doch der Mensch wäre nicht Mensch, wenn er nicht schnell eine viel teurere und kompliziertere Lösung zur Hand hätte, um den eigenen Konsum nicht einschränken zu müssen.
Fader Geschmack, saftiger Preis
Einem anonymen Geldgeber war ein, aus den Stammzellen eines Rindes gezüchteter Burger gar 250.000 Euro wert. So viel kostete die Forschungsarbeit für die Herstellung des Fleischersatzes in Maastricht. Geschmacklich scheint der Burger die Summe nicht zu rechtfertigen.
Die Testesser lobten zwar Konsistenz und Aussehen des Fleisches, der Geschmack sei aber noch fad. Doch muss man bei den goldigen Aussichten, die ein Marktreifer „Laborburger“ verspricht, nicht auch mal Abstriche machen können? Die holländischen Forscher versprechen schließlich, dass der Burger aus der Petrischale nur rund die Hälfte der Energie eines herkömmlichen tierischen Produkts benötigt, wenn er dann in zehn bis 20 Jahren Marktreif ist. Einige Ideen für den Slogan der ersten Fastfood-Kette mit Laborburgern würden mir auch schon einfallen. Wie wäre es mit: „Konsistenz ist King“ oder „Wenn Chicken, dann Falsches“.
Dem gemeinen Fleischkonsumenten fließt das Blut, bei dem Gedanken an unendliche Mengen künstlich herstellbaren Fleisches, die das bis dahin ausgestorbene Rind als Nahrungsquelle ersetzen können, deutlich ruhiger durch die verkalkten Arterien. Betrachtet man den aktuellen Fleischkonsum der Europäer, erscheint dies geradezu eine Welle der Erleichterung auszulösen. Dass sich der „Laborburger-Verzehrer“ zusätzlich noch als wahrer Umweltfreund feiern lassen kann, ist ein netter Bonus. Die Optionen weniger Fleisch zu essen oder gar auf Insekten als Nahrungsquelle umzusteigen erscheinen bei diesen Aussichten ehrlich gesagt unheimlich unattraktiv.
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