Am Freitagabend gegen 23:00 Uhr Ortszeit besetzten aufständische Militärkräfte das türkische Staatsfernsehen. Dort verkündeten sie die Machtübernahme. F-16 Kampfflugzeuge flogen derweil im Tiefflug über der türkischen Hauptstadt Ankara. In Istanbul wurden die wichtigsten Brücken der Stadt durch Soldaten gesperrt, Panzerfahrzeuge patrouillierten vor dem ebenso gesperrten Atatürk-Flughafen.
Der Aufenthaltsort von Präsident Erdogan war zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Erdogan meldete sich schließlich gegen Mitternacht via Skype bei einem privaten türkischen Fernsehsender und rief die türkischen Bürger dazu auf, auf die Straßen zu gehen und gegen den Militärcoup zu protestieren. Dieser Appell zeigte Wirkung: Fernsehbildern ist zu entnehmen, dass Zehntausende Menschen auf den Straßen Istanbuls und Ankaras gegen den Militärputsch demonstrierten und sich den rebellierenden Militärkräften entgegenstellten. Bei Gefechten zwischen regierungstreuen Kräften und Putschisten sowie mutmaßlichen Luftangriffen in der Nacht sollen nach Medienberichten insgesamt 265 Menschen ums Leben gekommen sein.
Die türkische Regierung sieht die Lage am Morgen weitgehend unter Kontrolle. 1500 Putschisten seien durch regierungstreue Polizeikräfte und Soldaten festgenommen worden. Präsident Erdogan erklärte mittlerweile zurück in Istanbul, die Putschisten würden einen „hohen Preis“ bezahlen und kündigte eine „Säuberung“ des Militärs an.
Die Europäische Union verurteilte den Militärputsch in der Nacht zum Samstag. „Wir rufen zu einer schnellen Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung auf“, heißt es in einer Erklärung, die Ratspräsident Donald Tusk im Namen aller 28 EU-Mitgliedsstaaten verlas. „Die EU unterstützt voll die demokratisch gewählte Regierung, die Institutionen des Landes und die Rechtsstaatlichkeit.“ Auch US-Präsident Barack Obama rief alle Parteien zur „Unterstützung der demokratisch gewählten Regierung der Türkei“ auf.
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