Anfangs zeigte Netflix vor allem US-amerikanische Film- und Serienproduktionen. Eine EU-Richtlinie wird das in Zukunft verhindern, indem sie eine Quote für europäische Produktionen festlegt. Knapp 20 Prozent der Inhalte auf Netflix stammen bereits aus Europa: Da sind zum Beispiel die düstere, deutsche Serie „Dark“, das spanische, historische Drama „Die Telefonistinnen“ und die dänische Schulkomödie „Rita“. Was es mit der Richtlinie auf sich hat und welche Serientipps wir noch haben, kannst du im ersten Teil dieses Beitrags nachlesen.
Auswirkungen des Brexits
Das Vereinigte Königreich hat seinen Austritt aus der EU beschlossen, aber noch hat Europa den Brexit nicht hinter sich. Der britische „Express“ prangert währenddessen die Nachteile an, die der Brexit für die Brit*innen mit sich bringt: Er berichtete schon im März, dass die EU versuche, die Wähler*innen, die für den EU-Austritt gestimmt hatten, zu bestrafen, indem es ihnen in Zukunft während ihres Urlaub in EU-Mitgliedsländer Netflix wegnehme. Demnach sei nicht sicher, ob UK-Bürger*innen also nach dem Brexit weiterhin außerhalb ihres Heimatlandes auf Dienste wie das Streamingportal zurückgreifen könnten.
Nun antwortete das Portal Euractiv mit eine Analyse der Gesetzeslage: Ein Urlaub in der EU ganz ohne Netflixzugang könnte tatsächlich bald für Brit*innen der Fall sein. Eine EU-Verordnungsorgt nämlich aktuell dafür, dass EU-Bürger*innen das Recht darauf haben, Onlineinhalte wie Netflixserien mit in den Urlaub zu nehmen. Dieses Gesetz wäre jedoch nicht länger für britische Nutzer*innen gültig, sobald das Vereinigte Königreich kein EU-Mitglied mehr ist. Ob es sich dabei um eine „Strafe“ der EU handelt, wie der Express titelt, ist jedoch zweifelhaft: Dass EU-Rechtsakte für das Vereinigte Königreich nach dem Brexit nicht länger gültig sind, ist wohl eher eine logische Schlussfolgerung.
Saudi-Arabiens Zensur
Die britischen Zuschauer*innen sind aber nicht die einzigen, die sich in letzter Zeit über Netflix geärgert haben. Auch die Regierung Saudi-Arabiens fand einige Inhalte des Streamingdienstes gar nicht witzig - dabei handelte es sich dabei um Comedy: Der US-amerikanische Komiker Hasan Minhaj hatte sich in einer Folge seiner Netflix-Show kritisch gegenüber dem saudischen Kronprinzen geäußert. Saudi-Arabien forderte den Streamingdienst daraufhin auf, die Folge zu löschen, was Netflix auch tat.
Vermutlich wäre die Folge sonst in der Vielzahl von Serien und Shows, die auf Netflix angesehen werden können, untergegangen, so sorgte sie jedoch für Schlagzeilen. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch riefen dazu auf, sich mit Minhaj zu solidarisieren, und kritisierten die Zensur der Regierung scharf. Zahlreiche Stimmen hatten zuvor darauf gehofft, dass der Netflix-Ableger im mittleren Osten gegen die Zensur ankämpfen könnte. Nun zeigte sich jedoch, dass das Unternehmen bereit ist, auf die Forderungen der Regierung einzugehen, um seine Stellung auf dem saudischen Markt nicht zu gefährden - und dafür notfalls die Medienfreiheit zu opfern.
Jahresprognose und Datenschutz
Und wie geht es Netflix währenddessen wirtschaftlich? Anfangs schien die Streamingplattform ein wirtschaftliches Wunder zu sein, eine Idee, die zur rechten Zeit am rechten Ort war. Inzwischen fallen die Prognosen düsterer aus: Zahlreiche große Hollywood-Studios kündigten in letzter Zeit ihre Verträge mit Netflix. Ihre Filme kann das Streamingportal dann nicht mehr zeigen. Das wiederum setzt verstärkt auf Eigenproduktionen und bewirbt diese auch dementsprechend vermehrt auf der Startseite der App. Ob Netflix allein damit und ohne große Blockbuster und bekannte Fernsehserien erfolgreich bleiben kann, ist dennoch fraglich. Auch die Investitionskosten für Eigenproduktionen sowie weitere Faktoren wie Abo-Preise und Abo-Zahlen könnten für finanzielle Schwierigkeiten sorgen.
Schwierigkeiten könnten Netflix außerdem Datenschützer*innen einbringen: Ende 2018 wurde bekannt, dass verschiedene Unternehmen, darunter auch Netflix, Zugriff auf Daten von Facebooknutzer*innen hatten. Anscheinend konnten die Unternehmen private Nachrichten sowohl lesen, als auch selbst im Namen der Nutzer*innen verfassen. Für Facebook stellt dies einen potentiellen Verstoß gegen eine Vereinbarung mit der Handelskommission FTC dar, da Nutzer*innen darüber hätten informiert werden müssen. Auch für Netflix bedeutet der Vorfall einen Vertrauensverlust.
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