Internationaler Kindertag

Kinder- und Jugendschutz in der Europäischen Perspektive

, von  Andrea Joveski , Arnisa Halili, Dilşad Aladağ, Elson Zguri, Gytis Nakvosas, Magdalena Janžić, Nick Rovers, Stefanie Neufeld

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Kinder- und Jugendschutz in der Europäischen Perspektive

Der Internationale Kindertag am 1. Juni soll auf die Rechte von Kindern aufmerksam machen. In der heutigen europäischen Perspektive berichten wir darüber, wie Kinder und Jugendliche in verschiedenen europäischen Ländern vor Gewalt geschützt werden.


***Trigger-Warnung*** In diesem Artikel geht es unter anderem um Kindesmisshandlung. Wenn du unter häuslicher Gewalt leidest, dir Sorgen um ein Kind machst, das eventuell Gewalt erleidet, dich als Elternteil überfordert fühlst oder zu Gewaltausbrüchen neigst, kannst du dich an folgende Anlaufstellen wenden:
  1. Nummer gegen Kummer Kinder und- Jugendtelefon: 116 111
  2. Hilfsportal des Unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung in der Corona-Krise
  3. Beratungsstellen für Eltern und Elterntelefon: 0800/ 111 0 550
  4. Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit: Hilfe und Beratung für Täter*innen

Brüssel im Jahr 1913: Beim ersten Internationalen Kinderschutz-Kongress wird über internationale Verträge zum Schutz von Kindern diskutiert. Die Generalversammlung des Völkerbundes verabschiedet dann am 24. September 1924 die sogenannte Genfer-Erklärung. Dies war jedoch kein rechtsverbindliches Abkommen und verlor mit der Auflösung des Völkerbundes ihre Gültigkeit. Im November 1959 wurde dann von den Vereinten Nationen die Erklärung über die Rechte des Kindes beschlossen. Genau 30 Jahre später wurde das rechtsverbindliche Übereinkommen über die Rechte des Kindes (UN-Kinderrechtskonvention) angenommen. Mittlerweile haben alle Staaten der Welt das Übereinkommen unterzeichnet und bis auf die USA haben auch alle Staaten das Übereinkommen ratifiziert.

Kinder und Jugendliche müssen nicht nur vor Krieg und Hunger geschützt werden, sondern auch vor Misshandlung in ihrem eigenen zuhause. Kindesmisshandlung ist der Oberbegriff von körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt sowie der Vernachlässigung von Kindern. Wie es in Europa um den Schutz von Kindern und Jugendlichen steht, wollen wir uns nun anschauen.


Stefanie Neufeld über Deutschland

In Deutschland nahm die Zahl der Betroffenen von Kinderarmut zuletzt ein wenig zu. Außerdem wurden im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr Fälle von Kindesmissbrauch registriert. Die Statistiken zeigen auch, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder zunimmt. Aktuell leiden in Deutschland durchschnittlich 43 Kinder und Jugendliche pro Tag unter sexuellem Missbrauch. Dabei muss man sich immer vor Augen führen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist, da viele Fälle von Kindesmisshandlungen wohl nie gemeldet werden.

In Deutschland gibt es verschiedene Hilfsangebote für betroffene Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern, die sich mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert fühlen. Die Bundesstiftung Frühe Hilfe unterstützt werdende und junge Eltern in schwierigen Situationen, damit die Situation einer Kindeswohlgefährdung gar nicht erst eintritt. Kinder- und Jugendhilfe ist ein besonders komplexes und auch emotionale schwieriges Unterfangen. Der Komplex besteht nicht nur aus Jugendamt und „Kinderheimen“ (die in den meisten Köpfen extrem stigmatisiert sind), sondern es ist ein komplexes Zusammenspiel von diversen Einrichtungen und Personen. Ein Kind oder eine*n Jugendliche*n aus der Familie zu nehmen, was meistens die Assoziation zu Kinder- und Jugendhilfe ist, stellt dabei nur eine Maßnahme dar, die ergriffen wird, wenn das Kind darum bittet oder die Krisenintervention dies erforderlich macht. Das klingt einfach, aber oftmals ist dies eine Gratwanderung. Dazu kommt, dass ein Kind dann nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen wird, komplett aus dem familiären Leben gerissen wird. Sofern die Situation es zulässt, gibt es immer Möglichkeiten zu Besuchen und das Ziel ist nach Möglichkeit eine Familienrückführung, also von einer stationären in eine ambulante Betreuung durch das Jugendamt.

Besonders durch die Covid-19-Pandemie rückte das Thema der häuslichen Gewalt in den Fokus der Gesellschaft. Da viele Organisationen Alarm schlugen, dass es in dieser Situation zu vermehrter Gewalt gegen Kinder aber gleichzeitig zu einem Rückgang von Meldungen eventueller Kindeswohlgefährdungen kommen könnte, wurde das Hilfsportal Kein Kind alleine lassen vom Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung gegründet. Über das Portal können Kinder und Jugendliche per Chat, Mail oder Telefon beraten werden. Sie finden dort außerdem Tipps zum Umgang mit Gewaltdrohungen und auch Tipps für Personen, die eine Gefährdung von Kindern vermuten, sind dort zu finden. Der Link der Seite wird im Verlauf nicht mit dem Original-Namen angezeigt, sodass Täter*innen bei einer Überprüfung von Internetverläufen nicht stutzig werden. Weitere Präventionsmaßnahmen stellen zum Beispiel die Initiative „Trau dich!“ zur Prävention von sexuellem Missbrauch gegen Kinder dar.

Insgesamt ist die Situation in Deutschland gut aufgestellt, allerdings ist das Thema oftmals tabuisiert. Betroffene Kinder und Jugendliche sprechen oftmals nicht einmal mit engen Freund*innen darüber. Steigende Werte in Statistiken deuten außerdem darauf hin, dass mehr Präventionsarbeit geleistet werden muss und eventuell auch Jugendämter härter durchgreifen müssen, um Kinder und Jugendliche nachhaltig vor Misshandlung und damit einhergehenden Traumata zu schützen.


Arnisa Halili über Schweden

Schweden gilt als eines der kinderfreundlichsten Länder der Welt. Im Jahr 1979 hat Schweden als erstes Land der Welt körperliche Gewalt in der Kindererziehung verboten. Was Schweden anders macht? Das Recht der Kinder steht über dem Recht der Eltern. In Schweden wird oftmals schneller eingegriffen und die Kinder den Eltern entzogen.

Eine umfassende Reform des schwedischen Sozialdienstes von 1982 macht dies für Jugendämter möglich. Im Vergleich zu Deutschland wurden dort sechsmal so viele Kinder unter staatliche Obhut gestellt. Diese sorgte für europäische Kritik: Vor einigen Jahren kam es zu Anzeigen vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Schweden, weil dort im Vergleich zu den Nachbarländern zu viele Kinder ihren Familien entzogen werden.

Obwohl die staatlichen Interventionen kritisch gesehen werden können, zeigen Statistiken, dass die Zahl der Kinder, die durch häusliche Gewalt zu Tode kommen, gesunken ist. Die hohen Zahlen der Eingriffe sind auch darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen Behörden informieren, wenn es einem Kind schlecht geht. Es herrscht eine allgemeine Meldepflicht für Fachkräfte und spezielle gesetzliche Vertreter*innen von Kindern, auch wenn dies keine Garantie ist, dass tatsächlich gemeldet wird.

In Schweden gibt es viele Hilfsmöglichkeiten, bei denen Kinder und Jugendliche Unterstützung finden. Eine davon ist die Kinderrechtsorganisation Barnens rätt i samhället (BRIS, Recht der Kinder in der Gesellschaft), die ein Sorgentelefon sowie Beratung per Chat und Email anbietet. Die Telefonnummer ist auf Schulheften, in Klassenzimmern oder auf Armbändern für Kinder sichtbar platziert. Dennoch unterscheiden sich die Hilfsangebote für Kinder- und Jugendliche regional, weil Gemeinden und Kommunen bei Angelegenheiten, die Kinder betreffen, selbstständig entscheiden können. Das führt dazu, dass einige junge Menschen weniger Hilfe erfahren als andere.


Magdalena Janžić über Kroatien

Als ich gebeten wurde, darüber nachzudenken, was in Kroatien unter Kinder- und Jugendschutz in verstanden wird, wurde mir klar, dass ich nur eine vage Definition davon habe. Das Thema Kind und Kindheit kommt in den Medien oft in Form eines Werbespots vor – „Wenn Sie dies kaufen, schützen sie Ihr Kind“. Fährt man quer durchs Land, sieht man 113 Schilder mit der Aufschrift „Kinderfreundliche Stadt“, was bedeutet, dass die Stadt die in der UN-Konvention über die Rechte des Kindes festgelegten Kriterien erfüllt. Vor der Abriegelung haben die blauen UNICEF-Stände in den Straßen von Zagreb vor allem mit diesem Slogan geworben: „Wenn Sie hier spenden, machen Sie das Leben eines Kindes sicherer“. Doch das Bild von den Herausforderungen eines Kindes im wirklichen Leben blieb verschwommen.

Laut dem kroatischen Statistikbüro war im Jahr 2015 ein Fünftel der kroatischen Bürger*innen von Armut bedroht, und unter ihnen bilden Kinder und Jugendliche die am meisten gefährdete Gruppe. Das Problem wurde in der Strategie des kroatischen Ministeriums für Sozialpolitik und Jugend zur Bekämpfung der Armut 2014-2020 als untrennbar mit einem breiteren nationalen Kontext verbunden anerkannt.

Es gibt eine Reihe von Institutionen und Nichtregierungsorganisationen, die eine Plattform für Eltern und Kinder bieten, die mit spezifischen Schwierigkeiten wie Behinderung oder Gewalt in der Familie konfrontiert sind. In den seltenen Fällen, in denen das Thema Kinderarmut in den Medien auftaucht, wird das Bild persönlicher: Es handelt sich um ein Kind, dessen Eltern sich das Mittagessen in der Schule in der Any Neighborhood Primary School nicht leisten können. Es zeigt sich ein Muster: Als Reaktion auf die Situation der Kinder werden die Lösungen in kleinerem Rahmen durch persönliche Hilfe oder durch Bemühungen um die Beantragung von nationalen oder EU-Mitteln (z.B. FEAD) gefunden.

Von den vielen Herausforderungen, mit denen Kinder konfrontiert sind, scheinen die lokale Armut und ihre Folgen die am wenigsten sichtbaren zu sein. Sie scheinen nicht Teil des öffentlichen Diskurses um Kinder zu sein, und für diejenigen, die das Kind nicht direkt kennen, sind sie nicht immer beobachtbar. Die Kinderarmut ist oft stumm, weshalb wir darüber lauter sprechen sollten.


Gytis Nakvosas über Litauen

Kinderrechte sind in Litauen ein großes Thema, auch wenn es nicht immer im Fokus der Öffentlichkeit steht. Es gab viele Diskussionen und unglückliche Zwischenfälle, aber ich würde sagen, dass wir einen langen Weg zurückgelegt haben. Hätte jemand als ich noch ein Kind war am 1. Juni gesagt, dass Kinder Rechte haben, wäre die Antwort normalerweise „Aber was ist mit ihren Pflichten?“ gewesen. Doch jetzt sehe ich Anzeichen für eine echte Diskussion über das Wohlergehen von Kindern und der Staat bemüht sich, die Kinder zu schützen und für sie zu sorgen.

Vor einiger Zeit wurden Kinder mit dem Gedanken erschreckt, dass eine Kinderrechtsorganisation sie abholen könnte und sie in einem Waisenhaus landen würden. Die Probleme der Gewalt, des Alkohols und der Vernachlässigung in einigen Familien würde so lange durch die Finger gleiten, bis Nachrichten über tote Kinder ausbrechen. Jetzt haben die Kinder eine eigene Hotline, um von ihren Problemen zu berichten und psychologische Hilfe ist nichts mehr, was ihnen Angst macht. Sozialarbeiter*innen können sie vor einer missbräuchlichen Umgebung bewahren und jemanden finden, der sich für sie engagiert oder versucht, mit ihrer Familie zusammenzuarbeiten, damit sich die Situation zum Besseren verändert. Die Menschen werden ermutigt, bedürftige Kinder zu adoptieren.

Es ist jedoch noch ein langer Weg zu gehen. Viele sind immer noch der Meinung, dass die traditionelle Vorstellung von Familie Voraussetzung für das Wohlergehen des Kindes selbst ist. Für Aufsehen sorgte vor allem die norwegische Kinder- und Jugendschutz-Organisation „Barnevernet“, die uns unsere Kinder weggenommen hat, auch wenn wir wissen, dass Familien manchmal dem Wohlergehen des Kindes schaden können. Einige stellen die Familie immer noch an die erste Stelle und konzentrieren sich auf die Pflichten, nicht auf die Rechte der Kinder. Einige wurden wütend, weil ein Gesetz jede Form von Gewalt gegen Kinder verbot, weil es deren Freiheit beeinträchtigte. Hoffentlich wird es weniger Menschen geben, die so denken, und es wird normal sein, die Kinder an die erste Stelle zu setzen und dem Staat zu vertrauen, der sich um sie kümmert.


Andrea Joveski über Nordmazedonien

Juristisch sind die Rechte von Kindern und Jugendlichen gemäß internationalen Maßstäben und Konventionen wie die der Vereinten Nationen in die mazedonischen Gesetze eingebettet. Im Rahmen des Ministeriums für Sozialpolitik und Arbeit gibt es Abteilungen, die in diesem Bereich zuständig sind: die Abteilung für den Schutz der Kinderrechte sowie die Abteilung zur Kontrolle der Implementierung der gesetzlichen Vorschriften zum sozialen Schutz der Kinder. Ebenso sind in den regionalen Sozialämtern spezielle Referate für den sozialen Schutz von Kindern und Jugendlichen eingerichtet. Vorhanden ist ein UNICEF-Büro und einige NGOs, welche sich sich die Rechte und den Schutz von Kindern zum Thema genommen. Hier sind die Erste Kinderbotschaft Megjaschi, der Verein für den Schutz von Kinderrechten oder der Nationale Jugendrat hervorzuheben.

Dennoch sind 8 von 10 Kindern in Nordmazedonien von Gewalt betroffen und erschreckend wenige Fälle werden strafrechtlich verfolgt. 2018 und 2019 kam es in zwei kleineren Städten in Nordmazedonien zu Protesten gegen die Eröffnung von betreuten Wohneinrichtungen für Kinder mit Behinderungen bzw. für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Es handelte sich um groteske und teilweise menschenverachtende Proteste, bei denen die Einwohner*innen ihre Vorurteile und Stereotype unter dem Deckmantel „Es gäbe keine Bedingungen für solche Heime bei uns“ versteckten.

Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, Rom*nja-Kinder und -Jugendliche sind die am meisten gefährdeten Gruppen, wenn es um den Zugang zur schulischen und weiterführenden Bildung geht. Die Zahl der Schulabbrüche ist hier besonders hoch. Die ethnische Trennung ist im Schulsystem nach wie vor präsent.

Diskriminierung aufgrund von Behinderungen und Herkunft sind in Nordmazedonien Realität in allen Bereichen und obwohl es starke Stimmen dagegen gibt, fehlt es an einer ernsthaften Auseinandersetzung und an politischem Willen. Dies gilt ebenso für die Auseinandersetzung mit allgemeiner physischer und/oder psychischer Gewalt, der Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen und der schieren Ignoranz ihrer Rechte. Das Anwenden von Gewalt ist immer noch stark verwurzelt im patriarchalen Machtgefälle und wird unter den Bürger*innen als Erziehungsmaßnahme gerechtfertigt. Der Bedarf an Aufklärungsarbeit ist groß, die Auseinandersetzung mit der eigenen und strukturellen Sozialisation sowie der eigenen und kollektiven Scham und Schuld sind dringend, um die notwendigen Reformen nicht nur juristisch, d.h. auf dem Papier, sondern auch tatsächlich in der Gesellschaft zu verankern.


Elson Zguri über Albanien

Der Internationale Kindertag wird in Albanien an jedem 1. Juni gefeiert. Als Geburtsstunde dieses Tages gilt die Genfer Weltkonferenz für das Wohlergehen der Kinder im Jahr 1924. Die Vereinten Nationen verabschiedeten am 20. November 1989 die UN-Kinderrechtskonvention. Die Verabschiedung des Gesetzes über die Rechte und den Schutz des Kindes im März 2017 war wirklich eine bemerkenswerte Errungenschaft für Albanien, die in den Medien große Aufmerksamkeit erlangte.

Der 1. Juni wird von vielen ehemaligen sowjetischen und kommunistischen Ländern als „Internationaler Tag zum Schutz der Kinder“ bezeichnet und wurde am 1. Juni 1950 im Anschluss an den Kongress der Internationalen Demokratischen Frauenföderation in Moskau im Jahr 1949 eingeführt. An diesem Tag fanden jedes Jahr in allen Schulen Feiern sowie zahlreiche Aktivitäten statt, die von Gemeinden und Kinderzentren im ganzen Land organisiert wurden.

In Albanien gibt es soziale Dienste für Kinder, die offiziell vom Staat eingerichtet wurden. Aber es müssen noch mehr Schritte unternommen werden, um Vorfälle wie häusliche Gewalt oder Kinderarbeit, die oft mit der dramatischen finanziellen Situation der Familien zusammenhängen, zu beseitigen. Nach Berichten von NGOs in Albanien gibt es rund 50.000 Kinder, die arbeiten. Dies gilt insbesondere für Rom*nja-Familien. Roma*nja-Kinder sind häufig Gegenstand sozialer Diskriminierung und wirtschaftlicher Benachteiligung, was zu hohen Felhzeiten an öffentlichen Schulen beiträgt. Auch das Problem des Kinderhandels gibt in Albanien Anlass zu großer Sorge.

Ein weiterer Tag, der in Albanien den Kindern gewidmet ist, ist der Internationale Tag für Straßenkinder am 12. April.

Heute wird der Kindertag am 1. Juni in Albanien immer noch so gefeiert, wie er seit 1950 begangen wird. Die Schulen organisieren Festveranstaltungen, bei denen die Kinder gemeinsam singen, tanzen und an sportlichen Aktivitäten teilnehmen.


Dilşad Aladağ über die Türkei

Die Anerkennung der „Erklärung der Rechte des Kindes“ sowohl aus den Jahren 1924 und 1959 zeigt, dass die Rechte der Kinder von Anfang an Teil der politischen Agenda der Republik Türkei waren. Außerdem wurde im Dezember 1990 die „Konvention über die Rechte des Kindes“ von der Türkei anerkannt und die Projekte zur Überwachung und Berichterstattung wurden seit diesem Tag vom Internationalen Kinderzentrum unterhalten.

Obwohl die Türkei konkrete Schritte unternommen hatte, um ein sicheres Umfeld für Kinder zu schaffen und Kinderrechte anzuerkennen, werden Kinder im aktuellen politischen Diskurs unter dem Ministerium für Familie, Arbeit und soziale Dienste nicht individuell sondern immer in Bezug auf ihre Familie betrachtet.

Es gibt Schwierigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen für verschiedene Kindergruppen in der Türkei, die im Zusammenhang mit zunehmenden Migrationsströmen und wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Problemen stehen. Zu der Gruppe der betroffensten Kinder zählen eindeutig geflüchtete Kinder. In Flüchtlingslagern und Großstädten haben sie Probleme Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen zu erhalten. Hinzu kommt die wachsende Bedrohung durch Missbrauch und Armut. Darüber hinaus sind geflüchtete Kinder bei der Integration in das gesellschaftliche Leben mit Diskriminierung konfrontiert. Dies geschieht in öffentlichen Räumen und Institutionen, sowohl von Gleichaltrigen als auch von Erwachsenen.

Es gibt zahlreiche NGOs, die mit Kindern aus verschiedenen Altersgruppen arbeiten, um Sprachen zu unterrichten und sie mit Bildungsangeboten zu unterstützen. Trotzdem werden Kinder weiterhin als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft genutzt. Neben der hohen Arbeitsbelastung stellt mangelnde Bildung eine herausfordernde Situation dar. Schließlich führt auch das unkontrollierte Wachstum türkischer Großstädte dazu, dass Kindern immer weniger öffentlicher Raum in der Stadt zugänglich ist. Neben den physischen und psychischen Folgen der Zugänglichkeit öffentlicher Räume, fördern die problemhaften städtischen Entwicklungen Segregation und beeinträchtigen die Entwicklung der Kinder. Die Kinder verbleiben meistens in Gruppen, die ihren Familien ähnlich sind.


Nick Rovers über die Niederlande

Der Kinderschutz in den Niederlanden wird durch Sozialgesetze sichergestellt. Das erste Sozialgesetz überhaupt, das in den Niederlanden umgesetzt wurde, war das Kinderschutzgesetz zum Verbot von Kinderarbeit im Jahr 1874. Darauf folgten die „Kindergesetze von 1901“, die die Eltern verpflichteten, Kinder in einer bestimmten Weise zu versorgen und zu betreuen, und wenn sie diesen Pflichten nicht nachkämen, würden sie die Elternschaft über ihre Kinder verlieren.

Von diesem Moment an hatte das Wohlergehen der Kinder hohe Priorität und der Kinderschutz wurde zu einer eigenen Abteilung innerhalb des Ministeriums für Justiz und Sicherheit. In den 1970er Jahren rief die Kinderschutzabteilung des Ministeriums das Child Care Bureau ins Leben, das Familien bei Bedarf kostenlos in ihrer häuslichen Situation hilft. Sie richtete auch eine Beratungs- und Melde-Hotline für Kindesmissbrauch ein, eine kostenlose Nummer, unter der jeder seinen Verdacht auf ungesunde Familiensituationen melden kann. Dann wird das Büro eine Untersuchung durchführen, um zu sehen, wie sie zunächst die Situation verbessern können (falls nötig), und wenn nichts hilft, dürfen sie die Eltern aus der Elternschaft entlassen und in den extremsten Fällen das Kind wegnehmen.

Ebenfalls 1974 wurde die „Kindertelefonhotline“ (Kindertelefoon) eingerichtet: Eine kostenlose Telefonnummer, die jedes Kind anonym anrufen kann, um sich bei allen Problemen beraten lassen zu können, das es in Bezug auf seine häusliche Situation, sein Sozialleben, seine Sexualität, seine Liebe, seine Schule usw. haben könnte. Es wurde auch mit den Telefongesellschaften vereinbart, dass diese Telefonnummer nicht auf den Telefonrechnungen erscheint, so dass Eltern nicht wissen können, dass ihr Kind das Kindertelefon angerufen hat. Jedes Kind erfährt vom Kindergarten an in der Schule von dieser Telefonnummer, so dass sichergestellt ist, dass jedes Kind von der Existenz dieser Telefonnummer weiß. Ohne die Erlaubnis des Kindes werden die Leute auf der anderen Seite nicht handeln, so dass das Kind weiß, dass es über alles reden kann, ohne Konsequenzen zu fürchten.

Neben all dem wurde es für alle Kinder in der Grundschule obligatorisch, eine Verteidigungsausbildung zu erhalten und zu üben, wie man sich in bestimmten Situationen verhält, wenn zum Beispiel Missbrauch oder eine Entführung droht. All dies ist auf die noch immer ungeklärte Vergewaltigung und Ermordung der 11-jährigen Maria Kessels zurückzuführen, die 1900 in einer Kirche entführt wurde, weshalb dieses Projekt auch nach ihr benannt wurde.

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