Die Anfänge von Jacques Delors
Jacques Delors ist eine unumgängliche Säule im Aufbau Europas. Sein Einfluss und sein Engagement haben die Geschichte der Europäischen Union tief geprägt, wo er für drei Amtszeiten von 1985 bis 1995 den Posten des Kommissionspräsidenten innehatte und eine Spur der Veränderung hinterließ, die unter allen Kommissionspräsidenten unübertroffen ist.
Jacques Delors studierte Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Universität Paris Sorbonne, bevor er auf die nationale Verwaltungsschule Frankreichs (ENA) ging. Seine Karriere begann im öffentlichen Dienst Frankreichs, wo er verschiedene Posten im Finanzministerium innehatte. Im Dezember 1994 verweigerte er es, als Präsident zu kandidieren, obwohl er für die Wahlen 1995 als Favorit gehandelt wurde.
Ein Visionär für Europa
In den 1970er Jahren wandte sich Jacques Delors der Politik zu. Er wurde 1981 unter der Präsidentschaft von François Mitterand zum Minister für Finanzen und Wirtschaft ernannt. Seine Amtszeit war durch den Willen geprägt, die wirtschaftliche Kooperation innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) zu stärken.
1985 übernahm Jacques Delors das Amt des Kommissionspräsidenten. Während seiner drei aufeinanderfolgenden Amtszeiten verkörperte er eine Zeit tiefgreifender Veränderungen für Europa. Unter seiner Präsidentschaft machte die Europäische Union Fortschritte bei der Vollendung von Projekten wie dem Binnenmarkt, der Einführung des Euro, der Unterzeichnung des Schengen-Abkommens, der Umsetzung der Einheitlichen Europäischen Akte und der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik. Er überwachte die schrittweise Abschaffung von Handelsschranken und Handelsbeschränkungen innerhalb der EU und förderte so den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen.
Sein wohl markantestes Vermächtnis ist zweifellos der nach ihm benannte "Delors-Bericht", der 1989 veröffentlicht wurde. Dieses Dokument befürwortete eine Wirtschafts- und Währungsunion für Europa und legte damit den Grundstein für die Schaffung einer einheitlichen Währung, die schließlich 1999 zur Geburt des Euro führte. Diese historische Entscheidung veränderte die europäische Wirtschaft grundlegend und verstärkte die wirtschaftliche Integration der Mitgliedsländer, was Jacques Delors eine beispiellose internationale Anerkennung und Popularität einbrachte. Er legte ebenso einen Schwerpunkt auf die Kohäsionspolitik der Europäischen Union, die darauf abzielt, die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen den europäischen Regionen zu verringern. Es wurden Strukturfonds eingerichtet, um die Entwicklung niedrig entwickelter Regionen zu unterstützen und so die wirtschaftliche und soziale Konvergenz innerhalb der Union zu fördern.
Jacques Delors, dem das Europa der Bürger am Herzen lag, förderte eine ehrgeizige Sozialpolitik in der EU. Er setzte sich für die Stärkung der Arbeitnehmerrechte, die Förderung der Chancengleichheit und die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in ganz Europa ein. Schließlich spielte Jacques Delors als Präsident der Europäischen Kommission auch eine entscheidende Rolle bei der Förderung der europäischen Diplomatie auf der internationalen Bühne. Er setzte sich dafür ein, das politische Gewicht der Europäischen Union zu stärken und ihre Interessen und Werte auf der ganzen Welt zu fördern.
Abschied vom Architekten der Europäischen Union
Jacques Delors hinterlässt eine Tochter, Martine Aubry, die im politischen Engagement in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist und eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben Frankreichs spielt. Sie war unter anderem Ministerin für Arbeit, Beschäftigung und Berufsausbildung unter Präsident François Mitterrand und ist mittlerweile seit 2001 Bürgermeisterin von Lille. Am 27. Dezember gab sie den Tod ihres Vaters bekannt und erklärte, dass dieser "im Schlaf in seiner Pariser Wohnung“ verstorben sei.
Am Freitag, den 5. Januar, erklang die europäische Hymne, die Ode an die Freude, im Innenhof des Hôtel national des Invalides in Paris im Rahmen einer nationalen Hommage an Jacques Delors, die von Emmanuel Macron geleitet wurde. Zu dieser kamen zahlreiche europäische Staats- und Regierungschefs in der französischen Hauptstadt zusammen. Unter ihnen waren Roberta Metsola, die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Charles Michel, der Präsident des Europäischen Rates, und Ursula von der Leyen, die derzeitige Präsidentin der Europäischen Kommission, und sogar der euroskeptische ungarische Premierminister Viktor Orbán. Außerdem nahmen etwa 50 junge Erasmus+ Empfänger an der Zeremonie teil, was eine Anspielung auf diesen Teil des von Jacques Delors hinterlassenen Werks war. Der französische Präsident würdigte Delors als einen Mann, der dazu beigetragen habe, die Konturen des heutigen Europas "Strich für Strich" zu zeichnen. In einer Zeit, in der die nächsten Europawahlen anstehen, hat Jacques Delors als Symbolfigur des europäischen Projekts seinen Abschied genommen. Er wird mit dem europäischen Ideal eines geeinten und wohlhabenden Europas immer in Verbindung gebracht werden.
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