Interrail Diary: Auf nach Europa

Heute im Interrail-Diary: Emmalunas wichtigster Tipp für eine Interrail-Reise ist, Fotos zu machen. Geld kann man an Museumstickets sparen, nicht an Fotos, findet sie.

Es ist wieder soweit: Eine zweite Generation von Blogger*innen ist aufgebrochen, um mit dem Zug Europa zu erkunden. Ob aus Finnland, Spanien oder Bulgarien, sie erzählen von ihren täglichen Erlebnissen unterwegs. Du machst auch gerade eine Interrailreise? Schreib eine E-Mail an Marie, um als Blogger*in für uns zu schreiben. Mehr Infos zum Projekt #DiscoverEU findest du auf der zugehörigen Webseite.

Emmaluna am 28.03.2019: „Ich liebe es jetzt, meine Bilder durchzuschauen!“


Im Sommer 2018 veranlasste das Europäische Parlament zum ersten Mal, dass junge Europäer einen Monat lang europaweit reisen könnten. Nächsten Sommer werden weitere glücklichen 18-Jährigen dran sein. Ich bin letzten Sommer gereist, und möchte gern meine Tipps teilen, wie man eine solche Reise am besten organisiert.

Ich war so davon begeistert, als ich herausfand, dass wir gewonnen hatten. Schnell kam aber die Zeit, unsere Reise zu planen. Wenn man in einer Gruppe reist, sollte man kurzfristig untereinander klären, welche Art von Reise man unternehmen möchte, und für welche europäischen Länder man sich am meisten interessiert. Um später unangenehme Diskussionen zu vermeiden, sollte man sehr früh diese Entscheidungen treffen. Ich bin in verschiedenen Städten durch Belgien, Frankreich und Spanien gereist. Wichtig ist, dass die gesamte Route Sinn macht, damit man den Interrail-Pass so gut wie möglich nutzt.

Sobald die Nachricht kommt, dass man gewonnen hat, sollte man mit der Planung anfangen. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es, günstige Züge und Unterkünfte zu finden. Also los damit! Und jetzt weiter zur Reise. Fangen wir erstmal mit dem Zug an. Um zu sehen, welche Züge zusammenpassen, empfehle ich die App "Rail-Planner“. Die Buchung sollte man stattdessen auf der Webseite der jeweiligen Zuggesellschaft erfolgen, um Geld zu sparen.

Eine nette Unterkunft kann man durch Airbnb suchen. Normalerweise erhaltet man bei der ersten Buchung einen Rabatt. Übernachtunsmöglichkeiten bietet auch Hostelworld an, wo man ab und zu gute Deals finden kann. Um neue Freundschaften zu schließen, sind Schlafräume ideal! Wenn man Freunde in der Stadt hat, sollte man sich natürlich für die Nacht bei denen melden. Jeder Cent zählt auf eine Reise wie diese!

Mein wichtiger Tipp ist aber, Fotos zu machen. Damit kann man sich am besten die ganze Reise erinnern. Ich liebe es jetzt, meine Bilder durchzuschauen! Wenn man auf Vlogging steht, geht das natürlich auch. Mein Freund und ich hatten uns damals dafür entschieden, eine Facebook-Gruppe mit Freunden und Familie zu erstellen, in der wir jeden Tag Bilder und Updates teilten. Die Beiträge mag ich mir in den kalten und deprimierenden Wintermonaten immer noch anschauen. Und dies funktioniert auf jeder beliebigen Plattform: Instagram, Tumblr oder pinterest. In einem Tagebuch oder in irgendeiner anderen schriftlichen Form sollte man die Reise dokumentieren. Geld kann man an Museentickets sparen, nicht an Fotos. Ich habe sowohl digitale Bilder als auch Polaroids gemacht, und es sind die schönsten Erinnerungen.


Carlotta am 21.03.2019: „Kopenhagen erscheint mir lebendig und jung!“


Mit dem Zug fahre ich über die Öresundbrücke von Malmö nach Kopenhagen, was gerade mal zehn Minuten dauert. In Kopenhagen ist es sonnig, es liegt kein Schnee und Eis auf der Straße und die plus drei Grad kommen mir nach den letzten zwei Wochen sehr warm vor.

Mein Hostel liegt in der Nähe der Haupteinkaufsstraße, die niedlich erleuchtet ist mit bunten Lampen in Blumen- und Regenschirmform. Die dänische Sprache verwirrt mich ein wenig, sie wirkt wie eine Mischung aus Deutsch, Niederländisch und Schwedisch, sodass ich immer denke, dass ich etwas verstehen müsste, es aber nie tue. Was auch etwas verwirrend ist, ist der ständige Wechsel der Währungen, da ja weder Schweden noch Norwegen und Dänemark den Euro und alle ihre eigenen Währungen haben, deren Wechselkurs zum Euro auch immer ein wenig anders sind.

Das ständige Umrechnen und der Eindruck, dass ein Sandwich 45 irgendwas kostet ist langsam etwas anstrengend und ich freue mich schon wieder darauf, in Euro zu bezahlen und tatsächlich das Gefühl zu haben, zu wissen, was ich ausgebe. Anders als Schweden bezahlt man in Dänemark nicht nur mit Kreditkarte sondern bar, was nach mehr als fünf Monaten, in denen ich quasi kein Bargeld in der Hand hatte eine Umstellung ist.

Mein Hostel ist das erste Mal sehr voll und eine richtige Partylocation. Abends treffe ich Spanierinnen, einen Argentinier, Franzosen und Australier, was ziemlich cool ist. Am nächsten Tag besuche ich Nyhavn, Christiania (eine Siedlung in Kopenhagen, die eher alternativ ist und sich selbst als eine Art eigenen Staat ansieht), die kleine Meerjungfrau und das königliche Schloss. Leider regnet es, aber Regen statt Schnee ist tatsächlich auch mal wieder schön.

Am nächsten Tag laufe ich durch den botanischen Garten, den Park um das Rosenborg-Schloss und gehe in das dänische Kunstmuseum. Abends gehe ich mit meinen englischen Zimmergenossen essen und wir rätseln über eine Möglichkeit auf Deutsch „No shit, Sherlock“ zu sagen.

Generell scheint mir Kopenhagen eine sehr viel lebendigere und jüngere Stadt zu sein als zum Beispiel Oslo. Es gibt viele Bars, Nachtclubs und (teilweise) günstige Streetfood-Stände. Trotzdem habe ich den Eindruck, von Kopenhagen viel noch nicht gesehen zu haben und werde deswegen ganz sicher nochmal wiederkommen, am liebsten mit Freunden, da ich glaube, dass das Kopenhagener Nachtleben einiges mehr zu bieten hat als ich alleine erkunden konnte.


Joanna am 14.03.2019: „Warschau ist kein Touristenhotspot, aber mit dem Berlin-Warschau-Express super zu erreichen!“


Zusammen mit meinem Freund wollte ich mal eine andere Art von Urlaub gemacht, kein Flugzeug, kein Auto, nur entspanntes Zugfahren. Unsere Route führte uns durch interessante und schöne Städte in Osteuropa, teilweise hatten die Länder sogar andere Schriftzeichen als wir es kennen (Spoiler: Kyrillisch ist der lateinischen Schrift recht ähnlich).

Die erste Station unserer Reise war Warschau, die Hauptstadt Polens, nicht unbedingt als beliebte Touristenstadt bekannt, aber der Berlin-Warschau-Express fährt nunmal nicht nach Krakow. Im Zug war es drückend heiß, wir hatten nicht zum letzten Mal auf der Reise einen Zug ohne Klimaanlage erwischt und wir, die wir ab 25 Grad Celsius alles schon zu warm finden, hatten eine Hitzewelle im Gepäck, die uns die ganze Zeit begleitet hat. Wer außer uns kommt denn bitte auch auf die Idee, eine Städtetour im Hochsommer zu machen?

Warschau war stickig, auch noch um sechs Uhr abends, als wir endlich ankamen. Unser kleines Hotelzimmer hatte ein Fenster zu einer der Hauptverkehrsachsen, aber man konnte von dort auch den Kulturpalast, das höchste Gebäude Polens, sehen. Nachts war es rot und weiß angestrahlt, auch weil am Tag nach unserer Ankunft Gedenktag für den Warschauer Aufstand war. Leider hatten deshalb viele Museen zu.

Zugegeben, wahrscheinlich hätte ich trotzdem nicht so viele Museen mitgenommen, denn gut ging es mir nach der gestrigen Zugfahrt nicht. Zu wenig getrunken, zu wenig gegessen, da kann man sich dann auch mal für umgerechnet 5€ zwei Medikamente gegen Übelkeit in einer Apotheke holen, die man nie nimmt.

Angefangen haben wir unseren ersten richtigen Urlaubstag mit einem Frühstück in einem netten Café in der »Altstadt«, danach haben wir das Curie-Museum besucht. Marie Curies Geburtshaus beherbergt heute ein kleines aber hoch interessantes Museum, das sich mit ihrem Leben und Werk beschäftigt und akklimatisiert ist. Von dort aus ging es ein paar Stufen runter zum Multimedia-Fountain-Park, in dem Kinder spielten und wir uns von der Mittagssonne abkühlten. In Deutschland wäre wahrscheinlich keiner einfach reingegangen, aber hier war das kein Problem.

Nach dieser Erholung gingen wir in Richtung Hotel zurück, um die Mittagshitze zu verschlafen, nachmittags stand ein Besuch im Kopernikus-Wissenschaftszentrum an, einem Mitmach-Museum, für jung und alt. Der Eintritt war recht günstig, dafür dass wir wirklich lange drin waren. Es ist ein klasse Museum, das kleine und große Besucher für Wissenschaft begeistert. Es war mit das coolste auf unserer Reise.

Da es sich langsam etwas abkühlte, beschlossen wir, den Tag ausklingen zu lassen, indem wir zum Nationalstadion Polens gingen. Außenrum ist es komplett in rot und weiß gehalten und gebaut wurde es für die EM 2012, die in Polen und der Ukraine stattfand. Abends waren wir dann ziemlich platt (zumindest ich, da ich immer noch mit Übelkeit, gepaart mit Hunger und Appetitlosigkeit zu kämpfen hatte) und morgens stand dann auch schon die erste Weiterfahrt an, nach Krakau.

Witzige Geschichte am Rande: Mein Freund hatte sich ein paar Wochen vor unserer Reise ein ziemlich teures T-Shirt gekauft, das er in Warschau vergessen hat. Unser Vermieter hat es gefunden und ihm nach Deutschland zurückgeschickt. Was ein netter Kerl!


Carlotta am 07.03.2019: „So teuer wie in Schweden wollte ich eigentlich nicht noch einmal leben - aber dann kam Norwegen.“


In Oslo lasse ich alles ruhig angehen. Mein Hostel bietet mir Frühstück an, wofür ich sehr dankbar bin. Fünf Monate lang dachte ich, teurer als in Stockholm lebe ich nie wieder, aber Norwegen ist leider nochmal ein anderes Kaliber. Im Café zahlt man teilweise 36 norwegische Kronen für einen Tee, das entspricht circa 3,50€.

Davon abgesehen hat Oslo es mir aber angetan. Besonders der botanische Garten, das Opernhaus direkt am Hafen, auf dem man herumlaufen kann (eine sehr rutschige Angelegenheit, da alles schneebedeckt ist), der Vigelandskulpturenpark und das Nobel Friedenscenter gefallen mir sehr gut.

Am Freitag, meinem letzten Abend, spielt Deutschland im Halbfinale der Handball-Weltmeisterschaft gegen Norwegen und ich sehe mir das Spiel in einer Kneipe an. Leider verliert Deutschland, leider bin ich die einzige Deutsche in der Kneipe und die Norweger*innen sind schadenfroh und leider, leider kostet mein Bier 96 norwegische Kronen. Aber es war trotzdem ein cooles Erlebnis.

Samstags steige ich morgens in den Regionalexpress in Richtung Lillehammer und allein die Zugfahrt ist wunderschön, denn sie führt mich immer weiter in die tiefverschneite norwegische Winterlandschaft. Angekommen stoße ich zum einen endlich wieder auf humanere Lebensmittelpreise und zum anderen auf unberührten halbmeterhohen Schnee. Da ich mich kaum erinnern kann, wann und ob jemals bei mir zuhause so viel Schnee lag, freue ich mich wie ein Kind und verbringe so viel Zeit wie die eisige Kälte es zulässt draußen und wandere herum.

Am nächsten Tag besuche ich das Freilichtmuseum Maihaugen, in dem norwegische Dörfer nachgebaut sind. Da außer mir alle scheinbar eher Skifahren, bin ich alleine und genieße die absolute Ruhe. Zwischendurch verlaufe ich mich auch etwas, da man Schilder und Häuser unter dem Schnee teilweise gar nicht sehen kann und Wege auch eher schwer auszumachen sind. Danach gehe ich noch ins Olympiamuseum, denn die Olympischen Winterspiele 1994 waren in Lillehammer. Ich hatte immer den Eindruck, die Norweger seien eher bescheiden und zurückhaltend, das Museum prangert aber an, „the best Olympic Games ever“ seien die in Lillehammer gewesen.

Als ich mich am Montag in den Zug Richtung Oslo und dann nach Stockholm setze freue ich mich: zum einen, wieder nach Stockholm zu fahren und zum anderen, dort auch andere Leute zu treffen. Das Reisen alleine gefällt mir bisher sehr gut, jedoch wurde es mit den Tagen ein wenig still. In meinen Hostels war immer sehr wenig los und ich hatte, obwohl ich Sechser- bzw. Viererzimmer gebucht habe, nie einen Zimmergenossen. Ich schätze, ich backpacke grade ein bisschen Off-Season durch Skandinavien.


Morgane am 28.02.2019: „Mit 18 fühlst du dich einfach unbesiegbar!“


Achtzehn zu werden bedeutet für einen Großteil der europäischen Jugend eine Menge. Es ist ein großartiges Alter! Du fühlst dich frei, unbesiegbar, nichts kann dich aufhalten, die Welt gehört dir. Hinzu gesellt sich eine gewisse Abenteuerlust. Die Meisten von uns sind nun frei, aber unerfahren. Sie wollen überall und nirgends hingehen. Wie erlebt man solche neuen Erfahrungen?

Letzten Sommer war ich eine dieser jungen Menschen. Ich hatte gerade mein zweites Jahr an der Universität hinter mich gebracht und hörte vom #DiscoverEU-Programm. Es ist ein recht neues Programm, das mir sehr unrealistisch erschien, denn es bot mir alles, wovon ich träumen konnte: ein Abenteuer, wann auch immer und wo auch immer ich hinfahren wollte (solange ich in Europa blieb). Es erschien mir so spannend und aufregend! Überraschenderweise wurde ich ausgewählt.

Was bedeutete das? Wie 14999 andere Jugendliche würde ich während des Sommers den ganzen Kontinent bereisen. Es erschien mir so extrem, dass es mir fast Angst machte, mir, der jungen französischen Frau, die noch nie zuvor allein ihr Land verlassen hatte. Ich hatte großen Respekt vor Abenteuern, und nun stand ich unmittelbar vor einem. Glücklicherweise hatte ich die Monate zuvor gearbeitet, was mir erlaubte, über den Sommer nicht zu arbeiten und für eine lange Zeit zu reisen. Meine Mutter hatte große Angst, aber sie kam schnell zu dem Schluss, dass für mich alles gut gehen würde.

Erinnert ihr euch an das Gefühl, kurz bevor ihr in den Familienurlaub aufgebrochen seid? Dieses spannende Gefühl? Ich lebte mit diesem Gefühl ganze drei Monate vor meiner Abreise. Da waren so viele Dinge zu tun, zu sehen und zu erleben. Ich wollte überall und nirgendwo hingehen. Dennoch wählte ich schnell vier Länder und entschied mich dafür, dass meine Reise etwas weniger als drei Wochen dauern sollte. Genug Zeit, um viel zu sehen, nicht genug, um Heimweh zu bekommen, so nahm ich an.

Ich war eine von denen, deren Reise klar geplant war: vier europäische Hauptstädte in 20 Tagen. Das Berlin voller Streetart, das nach kompletter Zerstörung wieder aufgebaute Warschau, das faszinierende Budapest und das kleine und dennoch wunderschöne Zagreb. Die Hostels waren gebucht und ich hatte ein paar andere junge Frauen gefunden, mit denen ich reisen würde. Es war Ende Juli und ich hatte gerade ein paar Wochen Urlaub mit meiner Familie am Meer verbracht. Ich war bereit für das Abenteuer, das am Tag darauf starten sollte, mit meinem ersten Zug um 5:30 morgens.


Carlotta am 21.02.2019: „Meine Reise von Bergen nach Oslo war so besonders, dass sie einen eigenen Blogpost bekommt!“


Eigentlich wollte ich meinen nächsten Blogpost über Oslo und Lillehammer schreiben. Aber da meine Reise von Bergen nach Oslo durch die Landschaft Norwegens so besonders war, wird sie wohl einen gesamten Beitrag beanspruchen. Morgens um acht steige ich in den Regionalexpress von Bergen nach Voss und fahre dem Sonnenaufgang entgegen. Die Strecke führt am Wasser entlang und ich bin froh, dass ich aus dem Fenster schauen und alles gut sehen kann. In Voss steige ich in einen Bus Richtung Gudvangen. Um mich herum sind einige andere Tourist*innen und sonst viele Norweger*innen, die entspannt und gut gelaunt mit ihren Skiern aus der Bahn aussteigen und Richtung Lift laufen.

Voss ist ein kleiner eingeschneiter Ort direkt am Fuß von hohen Bergen. Zwei Stunden später erreiche ich Gudvangen, das eigentlich nur aus einer Anlegestelle für ein vollständig elektrisch betriebenes Fährboot direkt am Fjord besteht. Zwei Stunden verbringe ich auf der Fähre, die das Eis unter sich teilt und allein und fast geräuschlos durch das schwarze Wasser gleitet. Kleine Dörfer liegen direkt am Wasser, dessen Oberfläche aussieht wie schwarzes Glas und die schneebedeckten Berge spiegeln sich makellos im Wasser.

Die Fähre legt in Flåm an, von wo aus ich in die einzigartige Bergbahn Flåmbana einsteige. Sie fährt auf in die Berge gehauenen Schienen und durch Tunnel direkt am felsigen Abgrund entlang durch die norwegischen Berge. Im Tal weit unten rauschen mehrere Flüsse und von den Klippen stürzen eigentlich Wasserfälle, die jetzt im Januar aber alle gefroren sind. In Vatnehalsen steige ich als Einzige aus. Der Schnee hier ist völlig unberührt und der Himmel ist hellblau und ich höre kein Geräusch, solange ich mich nicht bewege. Ich stapfe ein bisschen durch den 30 cm hohen Schnee und atme die frische Luft ein. Schließlich gehe ich zu dem einzigen Haus, das auf dem Bergplateau steht, ein Hotel.

Der Hotelbetreiber begrüßt mich freundlich und bietet mir einen altmodischen Sessel und Bücher zu lesen in einem Zimmer mit großem Panoramafenster an. Außerdem kocht er mir einen Tee und backt Waffeln. Und so beobachte ich, neben dem Hotelbetreiber als einziger Mensch weit und breit, einen Schneesturm und den Sonnenuntergang. Drei Stunden später und so erholt wie gefühlt nie zu vor, steige ich in die letzte Flåmbana und fahre nach Myrdal, wo ich in den Zug nach Oslo steige.


Paula am 14.02.2019: „25 Tage, drei Länder - und dabei knapp 60 Zugstunden“


Ende Juni bekam ich die E-Mail: „Herzlichen Glückwunsch – Du bist eine der 12.000 Gewinner, die sich über ein Interrail-Ticket freuen dürfen.“

Und schon ging die Planung los. Wann soll es losgehen? Wo will ich hin? Reise ich alleine? Der Starttermin, der 15. August 2018, stand aufgrund vieler anderer Sommerpläne schnell fest. Ich durfte mit meinem Ticket in einem Zeitraum von 30 Tagen sieben Mal Zug, Bus oder Fähre fahren, um von A nach B zu kommen. Da die skandinavischen Länder schon seit langer Zeit auf meiner To-Do-Liste ganz weit oben standen, war die Entscheidung schnell gefällt. Meine Reisebegleitung kannte ich vorher nicht – ein 18-jähriger aus München, der ebenfalls ein Ticket gewonnen hatte. Wir haben uns über das DiscoverEU-Portal auf Facebook gefunden und sind somit knapp einen Monat zusammen gereist. Also wurden noch schnell die Euros in Kronen gewechselt und los ging die Reise.

Getroffen haben wir uns in Hamburg, von wo aus es mit dem Nachtzug nach Falkenberg, Schweden, ging. Über AirBnB haben wir uns ein kleines Hüttchen auf einem Campingplatz gesucht, wo wir zwei Nächte übernachteten. Da das Wetter leider nicht mitgespielt hat und der Ort an sich auch nicht viel zu bieten hatte, waren wir froh, als wir endlich in der norwegischen Hauptstadt ankamen: Oslo. Die Stadt ist der Hammer! Mit einer Free Walking Tour haben wir uns mit vielen anderen internationalen Reisenden die Stadt angeschaut. Vor allem der Bezirk Holmenkollen, wo sich die Skisprungschanze befindet, die Aussicht vom Dach der Oper und die Parks haben mich überzeugt.

Von Oslo aus fuhren wir zum Wandern in den Norden Norwegens, nach Stjørdal. Über Östersund, dem Wintersport-Paradies, ging es nach Stockholm. Da ich höhere Erwartungen an die schwedische Hauptstadt hatte, wurde ich etwas enttäuscht. Dennoch hat mich die Gamla Stan und das süße Café Skroten mit den wohl besten Kanelbullar (Zimtschnecken) vom Gegenteil überzeugt.

Das Beste kam jedoch zum Schluss: Kopenhagen! Die Fahrradstadt ist wie Münsters große Schwester, hat die besten Cafés, außergewöhnliches Streetfood, nette und offenherzige Menschen und noch so viel mehr zu bieten. Mit einer Free Walking Tour, ausgeliehenen Fahrrädern und einer Bootstour haben wir mit Sicherheit noch nicht alles gesehen, aber der Hafen Nyhavn, Schloss Amalienborg und der Freistaat Christiania sind auf jeden Fall eine Reise wert! Bei der „Little Mermaid“ reicht es aber, sie sich vom Boot aus anzusehen.

Mein Fazit: Interrail kann ich jedem ans Herz legen, der flexibel, günstig und spannend Europa bereisen möchte!


Carlotta am 07.02.2019: „Die Schneeflocken sind so groß, wie ich sie noch nie gesehen hab!“


Meine Reise beginnt in Bergen, Norwegen, einer der regenreichsten Städte Europas. Wobei mein Abenteuer in Skandinavien schon viel früher beginnt, genau genommen im August in Stockholm, Schweden. Denn dort mache ich ein Auslandssemester mit Erasmus. Aber da meine Reise mich noch einmal nach Stockholm zurückführen soll, berichte ich dazu später mehr.

Nach dem Ende des schwedischen Semesters habe ich Zeit übrig und Skandinavien hat mich schon immer gereizt, deswegen habe ich mich dazu entschlossen, Norwegen und Dänemark noch ein wenig auf eigene Faust und mit dem Zug zu erkunden. Durch meine Reise mit Interrail vor fast drei Jahren habe ich das Zugfahren durch Europa schätzen gelernt, da man so auch Eindrücke aus dem Inland bekommt und um einiges gemütlicher und stressfreier (und umweltfreundlicher) unterwegs ist als mit dem Flugzeug.

Mein erster Stopp ist also Bergen, die zweitgrößte Stadt Norwegens, um mich von hier von Westen nach Osten und dann wieder südlich Richtung Deutschland vorzuarbeiten. Bis zu Ende durchgeplant ist noch nicht alles, aber die grobe Idee ist von Bergen nach Oslo zu fahren, dann ein paar Tage nördlich in Lillehammer zu verbringen und durch Göteborg nach Stockholm zu fahren, Freunde zu besuchen und dann mit Stopp in Kopenhagen über Hamburg wieder Richtung meiner Heimat Köln zu fahren. Ich bin gespannt, was sich alles ergibt.

Bergen begrüßt mich mit geringen Plusgraden, Nebel und Schneeregen. Aber die Häuser sind bunt und die Leute laufen mit farbenfrohen Regenschirmen über die Plätze. Außerdem sind die Schneeflocken so groß, wie ich sie noch nie gesehen habe. An einem meiner drei Tage, die ich hier geplant habe fahre ich mit einem Boot in die Fjorde hinaus. Der Wind schlägt mir kalt ins Gesicht und die Schneeflocken schmecken sogar salzig und ich bin überwältigt von der Schönheit und Weite der Fjorde. Das Wasser ist dunkelgrau und die kleinen bunten „typisch nordischen“ Häuser stehen an Stegen dicht am Wasser. An vielen Stellen sind die Fjorde mehrere hundert Meter tief.

Am nächsten Morgen ist das Wetter überraschend klar und der Himmel blau, also wandere ich auf den Floyen, den bekanntesten Bergs Bergens hinauf, um die atemberaubende Aussicht und die Wanderwege zu erkunden, und bin wieder hin- und weg. Es liegt zentimeterdicker Schnee und auf dem Gipfel ist ein zugefrorener Bergsee. An meinen ersten drei Tagen ist mir bereits mehrfach der Atem geraubt worden (leider auch von den exorbitanten Essenspreisen), meine Reise fängt gut an!


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