Wer als deutscher Netflix- oder Sky-Kunde einen Urlaub in Griechenland verbringt oder beruflich ins EU-Ausland reist, den erwarten mitunter böse Überraschungen bei der Nutzung der Streaming-Dienste. Denn in bestimmten europäischen Ländern wird ihnen der Zugriff auf solche Online-Angebot verwehrt. Diese lizenzrechtlichen Einschränkungen werden als Geoblocking bezeichnet. Die Europäische Kommission will die Effekte dieser Praxis beseitigen. Ab 2017 sollen zumindest bezahlte Online-Dienste grenzüberschreitend in der gesamten EU nutzbar sein - die Mediatheken von öffentlich-rechtlichen Sendern werden dagegen wohl weiterhin nicht im EU-Ausland verfügbar sein.
Nach Angaben der Kommission nutzen bereits heute 29 Millionen EU-Bürger Online-Dienste wie Netflix, Amazon Prime, Spotify oder Sky Go. Bis 2020 soll diese Zahl auf 72 Millionen steigen. Eine Umfrage unter 15- bis 24-Jährigen ergab, dass über sechzig Prozent der Befragten hohen Wert auf die grenzüberschreitende Nutzung der Dienste legen.
Der entsprechende Vorschlag der Kommission ist Teil der Strategie für einen einheitlichen digitalen Binnenmarkt in der EU. Der zuständige Kommissar für Digitale Wirtschaft Günter Oettinger sieht in der Initiative sogar die Chance, unter euroskeptischen Menschen ein höheres Maß an Akzeptanz für die EU zu schaffen.
Ob die grenzüberschreitende Nutzung von Netflix & Co. einen möglichen Brexit aufhalten kein, sei dahingestellt. Zweifellos steht jedoch gerade die Europäische Kommission für viele Menschen unter dem Generalverdacht einer Überregulierung aus Brüssel. Sollte sie ihre Vorschläge für den digitalen Binnenmarkt umsetzen, wäre dies ein gelungenes Beispiel dafür, wie die gemeinsamen europäischen Institutionen Schranken abbauen und damit den Bürgern aller Mitgliedsstaaten handfeste Vorteile in ihrem Alltag eröffnen.
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