European HerStory: Historische weibliche Figuren Europas im Portrait

Sophie Scholl: Das Kurzporträt einer Widerständlerin

, von  Laura Gaißmaier

Sophie Scholl: Das Kurzporträt einer Widerständlerin
„Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.“ Was heute im Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention garantiert ist, wurde 1943 schon von der Weißen Rose gefordert. Graphik zur Verfügung gestellt von Giulia Del Vecchio. Bearbeitung von Anja Meunier für treffpunkteuropa.de

Anlässlich des Internationalen Weltfrauentags am 8. März porträtieren wir in unserer European HerStory Reihe weiblicher Akteurinnen und Persönlichkeiten, die für das heutige Europa von herausragender Bedeutung waren. Heute: Sophie Scholl.

Der Weg in den Widerstand

Sophie Scholl würde dieses Jahr ihren 100. Geburtstag feiern. Geboren am 9. Mai 1921 im baden-württembergischen Forchtenberg, wuchs sie zusammen mit den fünf Geschwistern und ihren Eltern in Ludwigsburg und Ulm auf. Obgleich sie aus einem liberalen und christlich geprägten Elternhaus stammte, trat Sophie schon 1934 dem „Bund Deutscher Mädel“ bei und hatte schon bald Führungspositionen inne, wie auch ihr Bruder Hans bei der Hitlerjugend. Dennoch entdeckten die Geschwister Scholl zunehmend Widersprüche zwischen der eigenen liberalen Erziehung und dem totalitären Anspruch des Nationalsozialismus. 1937 wurden sie von der Gestapo wegen „bündischer Umtriebe“ sogar kurz verhaftet.

Nach dem Abitur im März 1940 begann Sophie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin, um den Reichsarbeitsdienst zu umgehen. Die Ausbildung wurde allerdings nicht anerkannt. So konnte sie erst im Mai 1942 nach dem absolvierten Dienst mit dem geplanten Biologie- und Philosophiestudium in München beginnen. Dort studierte auch ihr älterer Bruder Hans Medizin.

Die Freundesgruppe um Sophie und Hans lehnte den Nationalsozialismus ab und begründete 1942 die „Weiße Rose“, die bis heute bekannte Widerstandsgruppe. Inwieweit Sophie schon im Sommer 1942 Teil der Gruppe war, ist nicht bekannt. Spätestens aber im Januar 1943 war Sophie in die Produktion und Verbreitung der Flugblätter der Weißen Rose involviert.

Aufruf zur Wahrung der Menschenrechte und einem geeinten Europa

Am 18. Februar verteilten Hans und Sophie das 5. Flugblatt an der Münchner Uni. Und das hat es in sich: in einem „Aufruf an alle Deutsche!“ forderten sie ein vereintes Europa als Grundlage für den Frieden, einen föderalen deutschen Staat, um Machtmissbrauch zu verhindern.

„Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.“ Was heute im Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention garantiert ist, wurde 1943 schon von der Weißen Rose gefordert. Die Gruppe bekannte sich zu fundamentalen Menschenrechten, wissend, dass sie damit ihr Lebens aufs Spiel setzten.

Während die Geschwister Scholl die Flugblätter in der Uni verteilten, stieß Sophie einen Teil der Blätter vom 2. Stock in den Lichthof. Sie wurden vom Hausmeister entdeckt und an die Gestapo verpfiffen. Hans und Sophie wurden daraufhin verhaftet. Nach der Verhaftung leugneten die Geschwister erst, gestanden aber umfassend, nachdem eine Polizeidurchsuchung eindeutige Beweise in ihren Wohnungen gefunden hatte. Unabhängig voneinander nahmen sie die Hauptschuld auf sich und versuchten ihre Freunde zu entlasten. Noch während der aussichtslosen Gerichtsverhandlung verteidigte Sophie Scholl ihre Ansichten: „Was wir schrieben und sagten, das denken Sie alle ja auch, nur haben Sie nicht den Mut, es auszusprechen“, begründete Sophie. Vier Tage nach der Festnahme, am 22. Februar 1943, wurden Hans und Sophie Scholl zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. Sophie wurde 21 Jahre alt.

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