Beim Bürgerdialog in Oranienburg ging es direkt zur Sache. Nach kurzen Grußworten von Dr. Mechthild Baumann, Landesvorsitzende der Europa-Union Brandenburg, und Marcel Ruffert, Vorsitzender des Kreisverbands Oberhavel der Europa-Union, formulierte der Oranienburger Bürgermeister Alexander Laesicke direkt einen starken Apell für europäische Zusammenarbeit: „Das größtes Risiko für den Wirtschaftsstandort Oranienburg wäre das Ausscheiden aus der EU.“
Auch Lars Wirbatz, Referatsleiter für EU-Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie für die Koordinierung von EU-Förderung im Ministerium der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg, stimmte in den Tenor ein. Wirbatz bekräftigte, dass Deutschland als Nettozahler vor allem durch seine Exportwirtschaft von der Umverteilung von EU-Geldern an ärmere Regionen profitiert. Auch Brandenburg mache als „Übergangsregion“ von EU-Fördermitteln Gebrauch, um zum Beispiel die wirtschaftliche Entwicklung in der Lausitz zu stärken. Aber auch in Oranienburg wurden beim Neubau der Stadtbibliothek und bei der Aufwertung der Havelpromenade EU-Gelder eingesetzt.
Nach den Input-Vorträgen diskutierten die anwesenden Oranienburger*innen über den Einfluss der EU vor Ort. Die verschiedenen Thementische lieferten tiefergehende Einblicke in spezifische Aspekte der europäischen Zusammenarbeit.
Chancen ergreifen, Brücken bauen! EU-Fördermittel für regionale Entwicklung in Oranienburg
Am Thementisch 1 drehte sich die Diskussion um die Frage, wie die Region Oranienburg mithilfe von EU-Fördermitteln weiterentwickelt werden kann und wo die aktuellen Herausforderungen liegen. Dabei wurden Wünsche nach Förderung von (grüner) Stadtentwicklung und Wohnungsbau geäußert. Insbesondere Lars Wirbatz und Alexander Laesicke lieferten dazu wertvollen Input aus erster Hand. Es wurde festgehalten, dass zwar viele Gelder vorhanden sind, jedoch Zeit und Know-how erforderlich sind, um diese zu beantragen.
Gemeinsam stärker! Europäische Zusammenarbeit für Klima- und Katastrophenschutz in Oranienburg und Umgebung
Mit Prof. Ulrich Brückner, Jean Monnet Professor für European Studies an der Stanford University in Berlin, und Dirk Hartung, Vorsitzender des Vereins Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Oberhavel, saßen zwei absolute Experten auf diesem Gebiet am Thementisch 2. Nichtsdestotrotz ging es in der Diskussion vor allem um eines: Wie und wo spielt die EU in unserem Alltag eine Rolle? Die genannten Beispiele reichen vom Bildungsbereich über Fahrradwege bis hin zur Förderung lokaler Unternehmen wie einer Bäckerei mit Online-Shop aus Oranienburg. In Sachen Klima- und Katastrophenschutz wurde vor allem der grenzübergreifende Austausch von Regionen wie Brandenburg als eine der Stärken der EU hervorgehoben. Aber auch einzelne Projekte wie das Katastrophenschutzprogramm rescEU wurden genannt.
Europas Zukunft gestalten! Zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit in Europa
Am Thementisch 3 konzentrierte sich die Diskussion darauf, wie Menschen von der Bedeutung der EU-Institutionen überzeugt werden können. Ansätze wurden erörtert, wie Erasmus+ vereinfacht und erweitert werden kann. Es wurde betont, dass Eigeninitiative von entscheidender Bedeutung ist und dass die Programme vor Ort besser bekannt gemacht werden müssen. Des Weiteren wurde über eine Stärkung des EU-Austausches vor Ort gesprochen, wie beispielsweise im Rahmen des „Building Europe with Local Councillors“ (BELC)-Netzwerks. Der Tenor war, dass es bereits viele Programme und Möglichkeiten gibt, diese jedoch nicht von allen in Anspruch genommen werden.
Die Veranstaltung endete mit einem Aufruf zur aktiven Beteiligung, um gemeinsam die Zukunft Europas mitzugestalten.
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