Ein vereinheitlichtes Ausbildungssystem bietet viele Vorteile
Im Zuge der europäischen Integration hat sich der Arbeitsmarkt nach und nach globalisiert, sodass eine größere Konkurrenz unter den Absolventen entstanden ist. Eine vereinheitlichte Vorbereitung darauf wäre essenziell, um eine größtmögliche Chancengleichheit zu erreichen. Eine weitere Harmonisierung zwischen den Bildungssystemen würde eine tatsächliche Vergleichbarkeit der Abschlüsse, eine Zunahme der Mobilität in Europa, sowie eine bessere Aussicht auf einen Arbeitsplatz im Ausland erlauben. Alle Qualifikationen würden so gleichwertig anerkannt werden. Ob man nun zum Beispiel französischer oder ungarischer Arbeitnehmer ist, in Portugal oder Estland arbeiten will, würde keine Rolle mehr spielen.
Schließlich kann diese Vereinheitlichung zu höheren Ausbildungsstandards führen und die Konkurrenzfähigkeit der Europäischen Union positiv beeinflussen. Der Zugang zu einer vergleichbaren Ausbildung sowie einem wettbewerbsfähigen Werdegang für alle Bürger würde der Europäische Union zu Höchstleistungen auf dem Weltarbeitsmarkt verhelfen und neue, gut ausgebildete Arbeitskräfte würden die Innovation ankurbeln.
Heterogenität zwischen den Schulsystemen ist dennoch wichtig
Aktuell gibt es in Europa viele Unterschiede und Ungleichheiten bezüglich Lehr- und Lernmethoden. Teils erschwert die wirtschaftliche Lage mancher Länder eine effiziente Reform des Bildungssystems. Dennoch haben Reformen wie der Bologna-Prozess von 1998 im Jahr 2010 zur Gründung des „europäischen Hochschulraums“ geführt. Aktuell befinden sich die europäischen Länder also bezüglich des Hochschulsystems im Einklang: man erhält einen Bachelorabschluss nach 3 Jahren und einen Master in 5 Jahren, der in jedem Mitgliedsstaat anerkannt wird. Der Bologna-Prozess war eine sehr schlüssige Maßnahme der Europapolitik, da er zu einer steigenden interuniversitären Mobilität, die durch das Erasmus-Programm verstärkt wurde, und zu einer weiteren Öffnung des europäischen Arbeitsmarktes beitragen konnte.
Jedoch müsste man einen Schritt weiter gehen, um die Chancengleichheit zu verstärken, und eine Harmonisierung des Schulsystems in Betracht ziehen. Das bietet nicht nur soziale und wirtschaftliche, sondern auch pädagogische Herausforderungen.
Seit den 2000er Jahren führt die OCDE die PISA-Studien durch, die die Leistungen der Schüler auf der Welt vergleichen. 2012 hat Finnland am besten abgeschnitten. Am skandinavischen Schulsystem könnten sich Bildungsreformen orientieren und eine europäische Basis darstellen, auf der gearbeitet werden kann. Nichtsdestotrotz bleibt die Frage, welches Schulsystem und vor allem welche Lehrpläne letztendlich als Modell gelten sollen und inwiefern etablierte Pädagogik bereit ist, sich zu verändern und Bewährtes aufzugeben.
Parallel dazu stellen sich in krisengebeutelten Ländern der Europäischen Union andere wirtschaftliche Prioritäten. Die Lösung dafür könnte die Schaffung eines für diesen Zweck bestimmten europäischen Fonds sein. Eine Harmonisierung der Schulsysteme wäre ein wahrer Atemzug für die europäische Gemeinschaft und ein großer Schub für die Chancengleichheit der Jugend in der EU.
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