Digitales Europa: Wie die Kommission von der Leyen die digitale Transformation vorantreibt

Eine systemische Einordnung

, von  Laura Stengl

Digitales Europa: Wie die Kommission von der Leyen die digitale Transformation vorantreibt
Kollegium der Kommissionsmitglieder (Europäische Kommission|Lizenz|Foto)

Am 1. Dezember 2024 hat die neue Europäische Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen ihr Amt angetreten. Knapp sechs Monate nach den Europawahlen bestätigte das Europäische Parlament das Kollegium. Mit 370 Stimmen für das neue Team markierte diese Abstimmung einen symbolträchtigen Moment für die Zukunft Europas. In einer Zeit, in der digitale Technologien und das Internet unser Leben und unsere Wirtschaft grundlegend verändern, hat sich die Kommission ehrgeizige Ziele gesteckt: Europa soll grundlegend digitalisiert werden und in Fragen der technischen Transformation und Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen.

Europa, aber digital

Der Weg in die digitale Dekade wird durch den Digitalen Kompass 2030 geleitet mit dem Ziel, digitale Souveränität der EU zu stärken und ein sicheres, menschenzentriertes digitales Ökosystem zu fördern, in dem Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Unternehmen von den Potenzialen der Digitalisierung profitieren können. Die digitale Transformation steht dabei nicht isoliert, sondern ist eng mit weiteren zentralen Themen verknüpft, wie etwa der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Europas, der Dekarbonisierung sowie der Stärkung der wirtschaftlichen Sicherheit durch Diversifizierung und strategische Partnerschaften. Europa soll sich sowohl innovativer als auch resilienter aufstellen und sich dabei klar gegenüber den USA und China abgrenzen. Die Europäische Kommission unter Ursula von der Leyen hat mit ihrer Agenda für die Digitale Dekade 2030 ein ambitioniertes und zukunftsweisendes Programm auf den Weg gebracht. Im Mittelpunkt stehen dabei vier zentrale Säulen: Kompetenzen, Unternehmen, Infrastrukturen und öffentliche Dienste. Diese sollen die EU in eine führende Position in der globalen digitalen Landschaft bringen und gleichzeitig sicherstellen, dass der Mensch und seine Rechte im Mittelpunkt stehen.

Kompetenzen: Digitale Bildung als Schlüssel

Um die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten, setzt die EU auf den Ausbau digitaler Kompetenzen. Konkret heißt es: Bis 2030 sollen mindestens 80 % der Erwachsenen grundlegende digitale Fähigkeiten besitzen, während 20 Millionen Fachkräfte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie beschäftigt sein sollen. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Förderung von Geschlechtergleichheit, um mehr Frauen in den digitalen Sektor zu bringen. Gleichzeitig wird die Vermittlung digitaler Grundkompetenzen als essentiell angesehen, um alle Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, am digitalen Wandel teilzunehmen und von den neuen Technologien zu profitieren.

Unternehmen: Digitalisierung als Wirtschaftsmotor

Die EU strebt an, Unternehmen zu digitalisieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu stärken. Bis 2030 sollen drei von vier Unternehmen Technologien wie Cloud-Computing, Big Data und künstliche Intelligenz einsetzen. Besonders im Fokus stehen kleine und mittlere Unternehmen, von denen über 90 % eine grundlegende digitale Intensität erreichen sollen. Zusätzlich soll sich die Anzahl der Start-up-Einhörner in der EU verdoppeln, was die Innovationslandschaft Europas nachhaltig stärken würde.

Infrastrukturen: Sicher, nachhaltig und leistungsfähig

Ein zentraler Pfeiler des Programms ist der Aufbau sicherer und nachhaltiger digitaler Infrastrukturen. Bis 2030 sollen alle Haushalte in der EU über eine Gigabit-Anbindung verfügen und alle bevölkerten Gebiete mit 5G-Netzen abgedeckt sein. Ein weiteres Ziel ist die Verdopplung der EU-Produktion in hochmodernen Halbleitern, die weltweit 20 % des Marktes ausmachen sollen. Zudem soll Europa seinen ersten Quantencomputer entwickeln und 10.000 klimaneutrale, hochsichere Randknoten errichten, um die Datensicherheit und Nachhaltigkeit der digitalen Infrastruktur zu gewährleisten.

Öffentliche Dienste: Digitalisierung für alle

Im Bereich der öffentlichen Dienste wird eine vollständige Digitalisierung angestrebt. Bis 2030 sollen alle wichtigen öffentlichen Dienste online verfügbar sein, und 80 % der Bürgerinnen und Bürger sollen eine digitale Identitätslösung nutzen können. Elektronische Patientenakten sollen für alle zugänglich gemacht werden, um die medizinische Versorgung zu verbessern und effizienter zu gestalten.

Ein strukturiertes Governance-System als Grundlage

Zur Umsetzung dieser Ziele hat die EU-Kommission einen umfassenden Governance-Rahmen geschaffen. Mithilfe des Indexes für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft wird der Fortschritt gemessen, während jährliche Berichte und strategische Fahrpläne die Maßnahmen der Mitgliedstaaten evaluieren und anpassen. Ein zentraler Mechanismus zur Förderung der Zusammenarbeit sind sogenannte Mehrländerprojekte, die Investitionen aus verschiedenen Quellen kombinieren und auf kritische Bereiche wie Dateninfrastruktur, Hochleistungsrechnen, Cybersicherheit und 5G-Netzwerke abzielen.

Das Programm geht jedoch über rein technologische Entwicklungen hinaus. Mit der Europäischen Erklärung zu den digitalen Rechten und Grundsätzen verpflichtet sich die EU, die Rechte der Menschen zu schützen, demokratische Prozesse zu stärken und für Sicherheit im digitalen Raum zu sorgen. Die Werte der Solidarität, Nachhaltigkeit und Teilhabe stehen dabei im Mittelpunkt. So soll digitale Technologie die Menschen vereinen, allen zugänglich sein und den grünen Wandel unterstützen.

Fazit: Europas Weg zur digitalen Zukunft

Die digitale Transformation Europas hat unter der Führung der Kommission von der Leyen sichtbare Fortschritte erzielt, steht jedoch weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Die EU hat mit ihrer Strategie, Innovation und Regulierung zu verbinden, erste Weichen für eine nachhaltige digitale Zukunft gestellt. Dennoch bleiben Baustellen wie die digitale Kluft zwischen den Mitgliedstaaten, die Schaffung eines einheitlichen Datenmarktes sowie die globale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Technologieunternehmen. In den kommenden Jahren muss die EU-Kommission mutige Entscheidungen treffen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders wichtig wird es sein, die Interessen aller Mitgliedstaaten zu koordinieren und die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Forschung und Wirtschaft zu stärken. Europa hat das Potenzial, in der digitalen Transformation eine globale Vorreiterrolle einzunehmen. Doch dies kann nur gelingen, wenn die EU ihre Stärke als geeintes Bündnis ausspielt und ihre Lösungen in einer Weise gestaltet, die sowohl Innovation fördert als auch Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten wahrt. Die neue Kommission hat die Grundlagen geschaffen, doch es ist an uns allen – Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft –, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Ein digitales Europa kann nur dann erfolgreich sein, wenn es zu einem integrativen, sicheren und nachhaltigen digitalen Raum für alle wird.

Letztlich zeigt sich: Die digitale Zukunft Europas ist keine vorgezeichnete Entwicklung, sondern ein gemeinsames Projekt, das politische Entschlossenheit, technologische Innovation und gesellschaftliches Engagement erfordert.

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