Es war ein Mann namens Ed Miliband, der auszog, um das Vereinigte Königreich zu regieren. Mit seinen Wahlkampfstrategen hatte sich der Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei einen besonderen PR-Coup einfallen lassen. Miliband ließ seine zentralen Wahlversprechen in einen 2,40 Meter hohen Stein meißeln, den er im Fall seiner Wahl zum Premierminister im Garten von Downing Street 10 aufstellen wollte.
Es dauerte nicht lange, bis der sogenannte #edstone im Netz für Hohn und Spott sorgte:
Trotz der schlechten Resonanz auf den Stein als neues Mittel der Wahlwerbung sagten die Vorwahlumfragen bis zum Schluss ein enges Rennen zwischen den Konservativen um den amtierenden Premier Cameron und Labour voraus. Es könnte so knapp werden, dass man nach der regulären Spielzeit nicht nur die Verlängerung, sondern ein Elfmeterschießen brauche, um den Sieger der Wahl zu ermitteln, scherzten einige Twitter-Nutzer.
Mit Spannung blickte Europa am Donnerstag auf den Wahlgang zwischen Cornwall und Land’s End. Als gegen Mitternacht die erste Prognose veröffentlicht wurde, war die Überraschung groß: es gab kein Kopf-an-Kopf-Rennen, sondern einen Durchmarsch der Konservativen. Am nächsten Morgen stand fest, dass die Tories um David Cameron sogar mit absoluter Mehrheit allein regieren können. Auf Facebook zeigte sich der Premierminister an der Seite seiner Frau Samantha mit einem Toast auf eine bessere Zukunft:
Der alte Regierungschef war der neue. Um ihn herum endete eine Reihe von politischen Laufbahnen. Nick Clegg, Vorsitzender der Liberaldemokraten und bis zur Wahl Vize-Regierungschef, trat nach vernichtenden Verlusten seiner Partei zurück. Gleiches gilt für Nigel Farage, den britischen Wüterich aus dem Europäischen Parlament. Er konnte im eigenen Wahlkreis kein Mandat gewinnen. Seine UKIP-Partei erreichte insgesamt nur einen Sitz im Parlament. Ungewohnt bescheiden wandte sich Farage an seine Facebook-Follower...
... um ihnen wenig später auch den Grund für die Niederlage zu erklären. Schuld sei das britische Mehrheitswahlsystem, das die Scottish National Party im Vergleich zu UKIP überproportional bevorteilt habe:
Für Ed Miliband wurde der Wahlabend zum Desaster. Bereits am nächsten Tag kündigte er seinen Rücktritt vom Labour-Vorsitz an:
Doch was wurde eigentlich aus Milibands berüchtigtem Stein? Die kuriose Geschichte regte die Fantasie der Netzgemeinde erneut an:
Tatsächlich tauchte der #edstone am Tag nach der Wahl auf dem Online-Marktplatz ebay als „unerwünschtes Geschenk“ auf. 12,87 britische Pfund (knapp 18 Euro) war er den Bietern noch wert:
Doch letztendlich wird der Standort des Steins wohl ein gut gehütetes Geheimnis bleiben:
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