Auf ihn hat fast jeder schon gewartet. Sein weißer langer Bart, die schwarzen Stiefel, die Zipfelmütze und der rote Mantel sind sein Markenzeichen. Auf dem Rücken trägt er einen alten, braunen Sack, gefüllt mit Mandarinen, Nüssen, Schokolade und Spekulatius. Begleitet wird er meist von einem Helfer. Wer’s noch immer nicht kapiert: Die Rede ist hier vom Nikolaus. So einfach ist das. Eigentlich. Denn in Europa wird es schon ein wenig komplizierter. Da kommt der gleiche Mann – mal als Sinterklaas, St. Nicholas oder Nikolaus betitelt. Mal am 5. Dezember, dann am 6., oder gar nicht vor Heiligabend. Mal quetscht er sich mit seinem dicken Bauch durch den Kamin, dann schaffst er es nur bis vor die Tür oder reist gar mit dem Schiff an. Sein Helfer, genannt Knecht Ruprecht, Zwarte Piet oder Black Petes ist dabei, um die unartigen Kinder zu bestrafen. Und genau da liegt ja auch schon das Problem. Aber noch einmal von vorne.
Nikolaus ist in Europa unter verschiedenen Namen bekannt. Der Einfachheit halber bleiben wir hier bei seinem deutschen Namen. Bart, Mütze und Schuhe sind keinesfalls unter einer europäischen Norm entstanden. Der heute als heimlicher Schuh- und Strümpfefüller bekannte Bärtige ist die Transformation der Geschichte des Nikolaus von Myra, ein Heiliger und passionierter Kinderfreund, wie es die Legende will.
Nikolaus, keine Frage, ist bei Klein und Groß beliebt. Kurz bevor er kommt, sind die Kinder in Deutschland, in den Niederlanden oder in Kroatien auffällig brav, damit der Nikolaus ihre Stiefel füllt. Auch der eine oder andere junge Erwachsene ist dazu geneigt, seinen Schuh vor die Tür zu stellen – aus alter Gewohnheit natürlich.
Viel schwerer hat es da sein Gehilfe. Knecht Ruprecht kommt nochmal um die Kritik herum. Zwar übernimmt er die strafende Rolle, sorgt mit seinem braunen Mantel und der Rute aber kaum für Aufmerksamkeit. Sein holländischer Kollege, Zwarte Piet, hat es just in die internationale Presse geschafft. Das schwarz bemalte Gesicht des Gehilfen sorgt in der amerikanischen Presse für reichlich Unmut. Ein Autor der Washington Post wirft der Figur rassistische Tendenzen vor. Auch in London wurde die niederländische Weihnachtstradition stark kritisiert. Das lassen sich die Niederländer nicht gefallen. In einer Facebook-Petition fordern sie den Erhalt ihrer Kindheitserinnerung.
In Belgien wird der Sinterklaas übrigens von einem Esel begleitet, dem die Kinder Zuckerstücke und Karotten in den Stiefel legen. Vielleicht können die Niederländer hier noch von ihren Nachbarn lernen. Dann kann endlich wieder Ruhe einkehren, in die Zeit der Stille.
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