Wie sieht der erneuerte Rahmen der Europäischen Jugendpolitik aus?

, von  Silke Gebel

Wie sieht der erneuerte Rahmen der Europäischen Jugendpolitik aus?

Silke Gebel berichtet vom Jugendevent in Stockholm

Morgens um 04.00 Uhr aufstehen, um den Flieger um 06.00 Uhr nach Stockholm zu kriegen. Das Jugendevent beginnt bereits mit fünf Weckern. Macht nichts, dachte ich mir, der Check-In sollte ja bis 13.00 Uhr laufen. Da kann ich ja locker 3 Stunden ausschlafen und dann frisch und fröhlich aufs Jugendevent gehen. Tja, falsch gedacht, aufgrund eines Marathons in Stockholm sind leider alle Zimmer für die Jugenddelegierten ausgebucht (die Ministeriumsdelegation kann natürlich schon aufs Zimmer) und ich darf mich von 09.00 Uhr bis 14.00 Uhr, wenn der Check In tatsächlich beginnt (und das Jugendevent sein Auftaktplenum hat) in einem aufwachenden Stockholm vergnügen. Nun ja, Jugendpolitik schult nicht nur im Diskutieren sondern im Politik machen ohne Schlaf. Auf geht’s!

Die Jugend Europa´s trifft sich in Stockholm - diesmal

Vom 12.-14.09.2009 fand in Stockholm auf Einladung der amtierenden europäischen Ratspräsidentschaft das übliche sogenannte „Jugendevent“ statt. Von deutscher Seite nahmen neben mir als DNK-Sprecherin drei weitere Jugendliche teil, die allesamt das Glück hatten einen Tag früher oder einen Flug später anzureisen: Oliver Olpen (Junge Liberale), Elisabeth Kirschke (Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern) und Renate Lammerding (Deutsche Pfadfinder St. Georg). Insgesamt diskutierten rund 150 Jugendliche mit 100 Vertretern und Vertreterinnen aus den nationalen Ministerien, der Europäischen Kommission und dem Europarat.

„Better Knowledge“ und die üblichen Arbeitsgruppen

Auf der Tagungsagenda standen zehn verschiedene Workshops zu den klassischen, europäischen Jugendpolitikthemen wie Bildung, Arbeitsmarkt oder Partizipation [1] Die mir durch die Organisatoren zur Partizipation zugeteilte Arbeitsgruppe war „Better Knowledge“. In meinem Blog habe ich bereits über die Fragestellung berichtet [2]. In den Ergebnissen unserer Diskussion bestärken wir die sogenannte Triangel zwischen Jugendring, Ministerium und Nationalagentur als Quelle jedweder Erkenntnis. In der weiteren Forschung müssen Jugendtrends größere Beachtung finden: Medienkonsum, Suchtverhalten im weitesten Sinne oder veränderndes Werteverständnis prägen das alltägliche Leben von jungen Menschen und finden außerhalb der Jugendverbände kaum positive Beachtung. Dabei ist der Dialog und die Kommunikation zwischen den Generationen ein wertvoller Bestandteil für eine harmonische Gesellschaft.

Ein Ausblick auf die nächste Teampräsidentschaft

Neben den Arbeitsgruppen stellte die nächste Teampräsidentschaft bestehend aus Spanien, Belgien und Bulgarien auf dem parallelen Treffen der Ministerialdirektoren aus dem Bereich Jugend ihren „Erneuerten Rahmen der Kooperation im Jugendbereich“, der vom 01. Januar 2010 bis zum 30. Juni 2011 gelten wird. Der Strukturierte Dialog [3] soll danach in Zukunft als Schwerpunktthema neben der jeweiligen nationalen Priorität das Thema „Youth Employement“ behandeln. Dabei soll ebenso auf die Kohärenz zu der Post-Lissabon-Strategie [4] wie auf den Europäischen Jugendpakt [5] geachtet werden. Interessant ist die neu einzurichtende „National Working Group“, die ab dem 01. Januar 2010 (also in 3 Monaten) bestehen soll. Sie soll die Jugendpolitik mitgestalten und aus „ideally [..] diverse young people, volunteers from national, regional and local youth councils, youth organizations, youth researchers etc.“ zusammengesetzt sein.. „Wichtigste“ Änderung jedoch: das Jugendevent heißt nun EU-Jugendkonferenz.

Doch was bleibt nach drei Tagen und 250 Teilnehmenden?

So weit, so gut. Online gibt es drei Monate vorher über diese teilweise weitgehenden Änderungen (noch) nichts. Das Papier, aus dem ich hier zitiert habe, liegt mir nur ausgedruckt vor. Es wurde ohne große Worte auf dem Jugendevent ausgelegt. Besprochen wurde es wohl auf dem Treffen der Ministerialdirektoren, die sich parallel zu dem Jugendevent getroffen haben. Ohne die Jugendlichen versteht sich. Die haben zu dem Zeitpunkt „Icebreaking“ und Erwartungsrunden gemacht. Die Arbeitsgruppen fanden teilweise ohne Kopplung mit der aktuellen EU-Strategie für Jugend statt, die ohnehin, nach dem Vorschlag der kommenden Teampräsidentschaft kaum noch eine Rolle spielen sollte. Warum also dennoch ein Jugendevent mit rund 250 Teilnehmenden aus ganz Europa organisieren? Sicherlich nicht, um substantielle Veränderungen durch die Jugendlichen einzuleiten. Aber um einen Austausch zwischen den Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern und zwischen den jungen AktivistInnen und ihren MinisterialbeamtInnen zu fördern. Um sich unverbindlich Anregungen zu holen und um dem Europäischen Jugendforum, das den Prozess auf Europäischer Ebene kontinuierlich begleitet, den Rücken zu stärken. Es bleibt also nicht viel, aber doch einiges, was es rechtfertigt, um 04.00 Uhr morgens in Berlin aufzustehen, um drei Tage in Stockholm zu diskutieren.

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