Rassismus gegen das ungarische Volk!

Vortrag des ungarischen Außenministers Janos Martonyi endet im Eklat.

, von  Thomas Wittmann

Rassismus gegen das ungarische Volk!
Der ungarische Außenminister János Martonyi, hier auf einer Pressekonferenz vom 31.05.2011. © The Council of the European Union

Es fing ganz harmlos und vor allem friedlich an. Der ungarische Außenminister Janos Martonyi war zu Gast bei der Gesellschaft für Außenpolitik (GfA) im Münchner Völkerkundemuseum. Er sollte einen Vortrag zur ungarischen außenpolitischen Strategie halten. Dass er natürlich nicht ohne den ein oder anderen Seitenhieb auf die Innenpolitik seiner Regierung davonkam, war ihm schon zu Beginn bewusst. Daher begann er seine Rede mit der Betonung, dass ungeklärte Fragen zu Ungarns Innenpolitik gerne im Anschluss beantwortet werden würden, aber jetzt ginge es um die Außenpolitik seines Landes. Selbst der Vorsitzende der GfA Dr. Horst Mahr begrüßte die Gäste, darunter einen ungarischen Bischof, schelmisch mit den Worten: bis jetzt sei ja die katholische Kirche in Ungarn noch erlaubt.

Inhaltlich sagte der Außenminister nichts Neues und philosophierte etwas über die europäische Einigung und, dass Ungarn schon seit Anfang an richtungweisend mit dabei gewesen wäre. Die darauf folgende Diskussion aber hatte es in sich. Denn spätestens jetzt wurde deutlich, dass mehr als die Hälfte des Publikums aus beherzten und systemtreuen Ungarn bestand. Selbstredend meldeten sich alle zu Wort und traten für ihr Ungarn ein, das in den westlichen Medien völlig zu Unrecht durch den Dreck gezogen worden sei.

So machte eine engagierte Frau deutlich, dass ausschließlich linksradikale Meinungsmacher an den ganzen Lügengeschichten um Ungarn Schuld seien. Daraufhin gab ihr der Minister Recht und meinte, auch er könne diesen westlichen Rassismus gegenüber dem ungarischen Volk nicht verstehen. Dabei zählte er einige westliche Zeitungen auf, etwa die New York Times, die Neue Zürcher Zeitung oder auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die ganz vorne mit dabei wären, munter Beleidigungen an Ungarn auszuteilen. Und über Beleidigungen diskutiere er nicht, er wolle sie nicht einmal kommentieren.

Ein anderer ungarischer Fragesteller wollte wissen, warum die ungarische Regierung nichts gegen diese ganzen Unwahrheiten, die außerhalb Ungarns verbreitet würden, tue. Er könne es kaum mehr aushalten, denn es vergehe kein Tag, ohne dass beim Blick in die Zeitung sein ungarisches Herz blute. Schließlich wisse jeder Ungar, dass die Lage in seinem Land ganz anders sei und im Ausland völlig unwahr dargestellt würde. Der Minister antwortete kurz und bündig: „Kommunikation ist nicht mein Beruf!“ Darauf brach die eine Hälfte des Publikums in Gelächter aus, die andere empörte sich peinlich berührt.

Eine kritische Frage zur Pressefreiheit in Ungarn wurde von den Zuhörern gnadenlos ausgebuht, sodass man den Sprecher trotz Mikrofon nicht mehr hören konnte. Seine letzten Worte waren: „Ich fordere hier und jetzt Toleranz für meine Meinung!“ Martonyi erwiderte darauf, dass auch in Ungarn ausnahmslos jeder seine Meinung frei äußern könne. Und er selbst kenne keine Person, bei der das nicht so wäre. Gegenteiliges solle man ihm bitte zeigen. Damit endete die Fragerunde mit Standing Ovations und Jubelrufen der ungarischen Zuhörer, während andere entrüstet den Saal verließen.

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