’Du Idiot!’, denke ich gelegentlich, wenn ich mich über Kleinigkeiten ärgere. Aber ist es eine Kleinigkeit oder Nebensächlichkeit, wenn ich doch sehr irritiert (und vergrätzt) darüber bin, dass in vielen deutschen Kommunen nicht ausreichend durch Beschilderung klar gemacht wird, dass dies oder jenes Projekt vor allem möglich ist, weil es durch die EU gefördert worden ist? Zugegeben: meine ersten Begegnungen mit rührigen Mitgliedern der Europa Union war darauf reduziert, sich immer wieder und ausschließlich darüber aufzuregen, dass Europa zu wenig beschildert werde - war das langweilig und unpolitisch...
Jaja, da klingt die Überheblichkeit des Jungen durch. Besser: klang. Inzwischen kann ich mich darüber auch hübsch echauffieren, und so alt bin ich nun auch noch nicht. Mir wurde nämlich auf den unterschiedlichen Fahrten und Besuchen in andere europäische Gegenden klar, dass es anders geht: Überall deutlich erkennbare Schilder bzw. Hinweise, dass dies oder jenes Projekt mit EU-Geldern (mit-)finanziert wird. Nicht nur eine hin-, sondern eine ausreichende Information. Überaus positiv in Erinnerung habe ich vor allem osteuropäische Städte wie Warschau oder Prag. Als kleines privates Projekt fing ich an, mir auf jeder Reise vorzunehmen, jedes „EU-Förderprogrammschild“ zu fotografieren. In Warschau kam ich gar nicht mehr dazu, auf Sehenswürdigkeiten oder auch auf meine Begleitung zu achten, so häufig griff ich zur Kamera. Mit diesem Euro-Tunnelblick ging und gehe ich zuweilen durch meine Lebensstadt Lübeck. Natürlich mag ich diese charmante, alte Stadt, aber solche sehr gut ins Auge fallenden Hinweise entdeckte ich nur mit großem Aufwand. Ich versuchte einen anderen Weg - über die Verwaltung und Politik. Dabei stiess ich auf einen dicken Bericht für die Lübecker Bürgerschaft. Das war ein klasse Überblick! Nicht unerwähnt will ich lassen, dass die CDU diesen Bericht verlangte. Klar hätte ich die Datenbanken der verschiedenen Programme abgrasen können, aber das dauert einfach alles viel zu lange. Ich verstehe auch nicht, warum nicht mithilfe eines Online-Kartendienstes die vergebenen Fördermittel grafisch dargestellt werden? Schicke, nutzerfreundliche Transparenz fände ich hervorragend. Wer in Lübeck weiß, dass bspw. die Sanierung unserer Fußgängerzone mit EU-Mittel ermöglicht wurde oder auch der Hafen insbesondere durch solche Mittel weiterentwickelt werden konnte und somit Arbeitsplätze erhalten und geschaffen worden sind?
So unpolitisch und langweilig finde ich diese langjährige Forderung der Europa Union also nicht mehr. Ich wünsche mir sehr, dass die EU in unseren Kommunen bzw. dort wo Projekte, Maßnahmen etc. ermöglicht werden die Wertschätzung erhält, die sich eigentlich gehört. Und das ist sicherlich nicht die Nichtbeachtung! Zumal ich von niemandem -ausser von Parlaments- und Regierungsmitarbeitern- erwarte, dass sie sich diese Mühe machen. Ansonsten werde nicht ich mich fragen, ob ich ein Idiot bin, sondern den ein oder anderen in Verwaltung und Politik fragen müssen: Du Idiot?
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