Daniel, herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Du hast viele Gratulationen bekommen. Nur von den üblichen Verdächtigen oder war auch eine überraschende dabei?
Danke, Vincent. Ich würde sagen, die Gratulationen kamen eher von den üblichen Verdächtigen. Aber weil die Rolle als Bundesvorsitzender für mich noch neu ist, war ich trotzdem überrascht, dass ich jetzt manchmal auch mit „Herr Bundesvorsitzender“ angesprochen werde. Über die Gratulationen habe ich mich sehr gefreut und sie zeigen, dass unsere Partnerverbände in der JEF einen wichtigen Akteur erkennen.
Die Delegierten auf Bundes- und Europaebene kennen Dich alle, aber auf Kreisebene wird das nicht der Fall sein. Könntest Du dich kurz vorstellen?
Wie die meisten JEFer habe ich im Kreis- und Landesverband angefangen. Ich bin 2004 in Frankfurt beigetreten und war auch kurze Zeit im hessischen Landesvorstand aktiv. Dann zog ich für mein Studium nach Mannheim, wo ich den Kreisverband mitgegründet habe und etwa ein Jahr lang Kreisvorsitzender war. Von 2008 bis 2010 war ich Landesvorsitzender in Baden-Württemberg und ab Ende 2010 kümmerte ich mich im Bundesvorstand als International Officer um die Beziehungen zur JEF-Europa und zu anderen nationalen JEF-Sektionen. Neben meinem JEF-Engagement promoviere ich derzeit in London über Sicherheitspolitik.
Warum bist du damals der JEF beigetreten?
Während meiner Schulzeit wollte ich politisch aktiv werden. Damals kannte ich nur die Jugendorganisationen der Parteien und dachte, das wäre die einzige Option, sich zu engagieren. So richtig konnte ich mich aber nie mit einer der Organisationen identifizieren. Deswegen hat mich die JEF überzeugt: Sie ist politische und überparteilich. Darüber hinaus habe ich mich schon sehr früh als Europäer identifiziert. Die ersten zwei Buchstaben in „JEF“ haben für mich damals schon ausgereicht, um der JEF beizutreten. Zum Föderalisten wurde ich erst in der JEF.
Du bist nun Vorsitzender und wirst noch mehr zu tun haben als in den vergangenen zwei Jahren. Wie viele Emails kriegst du pro Tag und wie schaffst Du es, JEF mit deinem unpolitischen Leben zu vereinen?
So 30 bis 50 E-Mails, davon sind ein paar allerdings nicht JEF-bezogen. Die JEF macht natürlich einen großen Teil meines Lebens aus. Allerdings bedeutet JEF für mich nicht nur Arbeit. Durch die JEF habe ich viele Freunde in ganz Europa gewonnen. Und die JEF ist für mich auch mehr als nur Freizeit. Letzten Endes versuche ich mir immer wieder bewusst zu werden, warum ich mich für die JEF engagiere: Die JEF ist die beste Organisation, um mich als junger Mensch für meine Vision eines europäischen Bundesstaats einzusetzen. Dafür lohnt sich der Zeiteinsatz.
Genug Vergangenheit, lass uns voraus blicken: Welche Ziele hast Du Dir für Deine Amtszeit gesetzt?
Konkrete Ziele werden wir bei unserer ersten Klausurtagung formulieren [Nach Redaktionsschluss, Anm. d. Red.]. Ich glaube, dass die JEF auch in den nächsten Jahren ein unentbehrlicher Akteur im europäischen Integrationsprozess bleiben wird, solange wir die Vereinigten Staaten von Europa nicht erreicht haben. Wir müssen unseren Verband heute nachhaltig stärken, damit wir auch langfristig eine dynamische, gesunde Organisation bleiben. Unser erster Arbeitsschwerpunkt ist daher die Verbandsentwicklung: Mitgliederwachstum, Wissensmanagement, inhaltliche und methodische Kompetenzentwicklung von Aktiven und ein besser strukturierter Austausch von best-practices sind hier nur einige Stichpunkte.
Bericht von der Klausurtagung Dezember 2012
Das Politische Programm ist verabschiedet. Welche Baustellen gibt es nun noch im Verband? Was könnte die Erfüllung dieser Ziele verhindern?
Die Programmdebatte hat das Profil der JEF geschärft. In unserem Programm haben wir unsere Vision konkretisiert und überzeugend dargestellt. Jetzt sollten wir uns noch intensiver damit beschäftigen, wie wir jungen Menschen unsere Positionen und die JEF als solche besser vermitteln. Seit meinem Eintritt in die JEF habe ich das Gefühl, dass wir ein hochattraktiver Verband sind, aber bei der Außendarstellung unter unseren Möglichkeiten zurückbleiben. Wer von uns hat nicht schon von Neumitgliedern gehört, dass sie gerne früher von der JEF erfahren hätten und dass wir uns besser präsentieren sollten?
Im kommenden Jahr haben wir Bundestagswahl und in 2014 Europawahl. Wird der Bundesvorstand diese Ereignisse in seine Agenda aufnehmen?
Ja, definitiv. Die Frage ist nur „wie“. Die Bundestags- und Europawahlen werden unseren zweiten Arbeitsschwerpunkt bilden. Es gibt viele Ideen und Möglichkeiten; die Herausforderung wird es sein, eine inhaltlich und projektbezogen kohärente Kampagne zu entwerfen, die möglichst alle JEF-Ebenen und zentrale Partnerverbände einbezieht.
Inhaltlich scheint klar zu sein: Sowohl die Europa- als auch die Bundestagswahlen werden in einem Kontext stattfinden, in dem immer häufiger die Frage nach der Zukunft der EU gestellt wird. Und viele Seiten werden unterschiedliche Antworten auf diese Frage geben, von denen einige unseren Vorstellungen entsprechen und andere nicht. Für uns heißt das, dass wir unser Politisches Programm weiter entwickeln und auch darüber hinaus Positionen zu aktuellen politischen Fragen formulieren müssen – und uns dann in diese Debatte einmischen!
Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern noch mitteilen?
Dass die JEF von den Aktivitäten vor Ort lebt. Das haben wir bei unserer Arbeit im Bundesvorstand immer im Hinterkopf und sind entsprechend offen und dankbar für Anregungen von Kreis- und Landesverbänden. Gleichzeitig war es für mich zu meiner Zeit in Frankfurt und Mannheim immer motivierend zu wissen, dass ich Teil einer europaweiten Bewegung bin. Ich kann nur jedem ans Herz legen, den Kontakt zu benachbarten JEF-Sektionen zu suchen oder an internationalen Seminaren und Studienfahrten teilzunehmen, um dort den „JEF-Spirit“ zu erleben.
Dieser Artikel erschien im neuen gedruckten treffpunkt.europa, Mitgliedermagazin der JEF-Deutschland. Die aktuelle Ausgabe widmet sich der Diskussion um geistiges Eigentum in Europa und ist als kostenloser Download erhältlich.
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