Blockupy: Rettet die Menschen, nicht die Banken

, von  Timo Wans

Blockupy: Rettet die Menschen, nicht die Banken
Aktivisten der Blockupy-Bewegung gingen am vergangenen Wochenende in Frankfurt auf die Straße. Mit ihrer mehrtägigen Aktion wollten sie unter anderem den Arbeitsbetrieb der EZB stören.

Nach über einem Jahr gingen erstmals wieder Blockupy-Aktivisten am vergangenen Wochenende in Frankfurt auf die Straße. Sie demonstrierten gegen die herrschende Sparpolitik innerhalb der EU. Ein Erfahrungsbericht über friedliche Demonstranten und europäische Solidarität jenseits der unschönen Bilder des Polizeieinsatzes.

Katharina aus Portugal bringt es für viele auf den Punkt, als sie während einer Diskussion am vergangenen Freitag Abend mit Aktivisten von Blockupy gefragt wird, was man gegen die Zustände in Europa tun könne. Sie erzählt, wie sie mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter anfing, Demonstrationen zu organisieren, die mit der Zeit immer größer wurden. Diese Erfahrung habe ihr gezeigt, dass auch Wenige großen Einfluss haben können. „Ich bin sicher, in eurem Viertel gibt es Probleme, an euren Schulen und Universitäten oder an eurem Gesundheitssystem wird gespart. Sucht euch Verbündete und prangert diese Missstände an“, sagt sie.

Am darauffolgenden Tag gingen junge Europäer, wie Katharina in Frankfurt auf die Straße, um für ihre Vorstellung eines solidarischen Europas einzutreten. Die Aktivisten wollen die zentralen Akteure des Krisenregimes anprangern, wie beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB). Der Protest richtete sich hauptsächlich dagegen, dass auf Druck der Troika (bestehend aus Vertretern des IWF, der Kommission und EZB) alle sozialpolitischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte zur Disposition stehen.

Von der allgegenwärtigen Repression, wie den massiven Einsatz von Tränengas durch Polizeikräfte ließen sie sich nicht einschüchtern. Redebeiträge und Solidaritätsbekundungen von Aktivisten aus Portugal, Spanien, Italien, der Türkei und vielen anderen europäischen Staaten untermauerten die gelebte Gemeinschaft. Ein gemeinsamer europäischer Geist war in dieser Bewegung zu spüren. Für viele war klar, dass ihre Ziele nicht mit einer Rückkehr zum Nationalstaat zu verwirklichen sind. Geteilter Konsens ist die Ablehnung gegenüber einer nationalen Deutung der Krise. Das gelebte Motto: Wir kennen nur Menschen, keine Nationen! Aus diesem Grund fordern sie auch explizit die Demokratisierung der Europäischen Union.

Als Junger Europäischer Föderalist bin ich tief beeindruckt und berührt von diesem Zusammengehörigkeitsgefühl. Das Argument, dass Solidarität nur innerhalb von Nationalstaaten funktionieren könne, schien für mich in diesem Moment durch die Menschen auf der Straße widerlegt. Sie demonstrierten nicht gegen Europa, sondern für Europa. Sie demonstrierten gegen ein neoliberales Krisenregime und für ein Wirtschaftssystem, das die Menschen (99 Prozent) in den Mittelpunkt stellt und nicht die Interessen ultra-reicher, rücksichtsloser Kapitalisten (1 Prozent). Diese beeindruckende Solidarität jenseits der Nationalstaaten war für mich die wohl prägendste Erfahrung, die ich bei Blockupy gemacht habe.

Um sich ein besseres Gehör zu verschaffen, stellte sich Katharina während ihrer Rede bei der Demonstration auf einen LKW. Sie zog dabei die Bilanz, dass sie überwältigt sei von der Solidarität, die sie in Frankfurt erlebt habe und redete von neu geschöpfter Hoffnung. Sie wisse jetzt, dass auch in Deutschland die Menschen gegen die Sparpolitik von Angela Merkel auf die Straße gehen würden.

Auch ich bin stolz darauf, dass ich diese Solidarität mit so vielen Europäern gemeinsam in Frankfurt erleben durfte.

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