Umfragen: 20% der Europäer würden rechts wählen

, von  Tobias Gerhard Schminke

Umfragen: 20% der Europäer würden rechts wählen
Rund 20 Prozent der Europäer würden aktuell eine rechtspopulistische oder rechtsextreme Partei wählen. © Photo Claude TRUONG-NGOC / Wikimedia Commons / cc-by-sa-3.0

Der Aufstieg der Allianz um Marine Le Pen „Europe of Nations and Freedom“ (ENF) geht unvermindert weiter. Im September erreichte die Parteienvereinigung ein neues Rekordhoch, welches vor allem auf den Aufstieg der deutschen AfD zurückzuführen ist.

Der Aufstieg der Allianz um Marine Le Pen „Europe of Nations and Freedom“ (ENF) geht unvermindert weiter. Heute erreicht die rechtspopulistische Parteiengruppierung in Umfragen europaweit mit nun neun Prozent ein neues Rekordhoch. Die Gewinne von einem Prozentpunkt im Vergleich zum Vormonat lassen sich dabei ausschließlich auf die Zuwächse der deutschen Alternative für Deutschland zurückführen. Die ENF-Partei konnte mit bis zu 16 Prozent deutschlandweit nach Regionalwahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern im September noch einmal deutlich zulegen. In anderen Staaten der Europäischen Union stagnieren oder sinken die Umfragewerte der ENF-Partner hingegen.

Auch die rechtspopulistische Parteienvereinigung „Europe of Freedom and Direct Democracy“ um Nigel Farage und Beppe Grillo kann europaweit zwei Punkte zulegen und erreicht mit sieben Prozent ebenfalls ihr bislang bestes Ergebnis. ENF und EFDD kommen zusammen auf nun 16 Prozent der europäischen Wählerschaft, rund vier Prozentpunkte mehr als bei der Europawahl 2014. Alle rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien in Europa kommen aktuell insgesamt auf einen Wähleranteil von rund zwanzig Prozent.

Europaweite Kernschmelze der Volksparteien

Die Gewinne der Rechtspopulisten gehen klar zulasten der Sozialdemokraten. Die Mitglieder der S&D-Fraktion erreichen aktuell noch 22 Prozent (-2 Prozentpunkte). In vielen Staaten West- und Mitteleuropas befindet sich die Sozialdemokratie in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch die Mitte-Rechts-Parteien um Jean-Claude Juncker und Angela Merkel erreichen mit 24 Prozent ihr historisches Tief (-1 Prozentpunkt).

Eurokonservative Parteien erreichen neun Prozent (-1 Prozentpunkt) und liegen damit gleichauf mit den Parteien der liberalen ALDE-Fraktion um Guy Verhofstadt, die drei Punkte im Vergleich zum Vormonat abgibt. Linksparteien in Europa erreichen im Mittel unverändert acht Prozent, GREEN/EFA-Parteien vier Prozent und Parteien der NI-Fraktion drei Prozent (-1 Prozentpunkt). Andere Parteien erreichen fünf Prozent.

Eine Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten hätte im Parlament aktuell mit 373 aus 751 Sitzen keine absolute Mehrheit und wäre bei Gesetzesvorhaben auf die parlamentarische Zustimmung anderer Fraktionen angewiesen.

Alle Umfragen auch auf EuropeElects

Europa wächst mehr und mehr zusammen. Politische Phänomene wie Arbeitslosigkeit oder die Reaktion der Bürger auf ein Atomunglück wie das von Fukushima treten vermehrt in mehreren EU-Ländern zeitgleich auf. Dies wirkt sich auch auf das Wahlverhalten aus - es entsteht ein gesamteuropäisches Wahlverhalten. Deshalb macht es Sinn ein politisches Stimmungsbarometer für die EU28 zu entwerfen. Die Resultate basieren auf den Ergebnissen nationaler repräsentativer Umfragen aller EU28-Staaten. Stichtag ist jeweils der 30. Tag eines Monats. Statistisch weist dies natürlich deshalb Mängel auf, weil nicht immer Umfragen zur Europawahl, sondern nur zu nationalen Wahlen erhältlich sind. Hintergründe zu den verwendeten Umfragen erfahren Sie auf Anfrage unter tschmink(at)students.uni-mainz.de. Details zu anderen regelmäßig erhobenen Analysen unter europeanmeter.wordpress.com.

Fraktionszuordnung: Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, werden jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind und bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden als „andere“ eingeordnet. Für die Bildung einer Fraktion sind mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten notwendig.

Datengrundlage: Soweit verfügbar, wurde bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage oder die jüngste Sitzverteilungsprognose zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. In Ländern, wo es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder wo die letzte solche Umfrage mehr als drei Wochen zurückliegt, wurde stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament verwendet. Liegen in Mitgliedsstaaten keine seit der letzten Parlamentswahl vor, wird das Wahlergebnis der jeweiligen Wahl herangezogen. Die Sitzverteilung wird entsprechend des jeweiligen Europawahlrechts ermittelt. In Frankreich wird die aktuellste Umfrage zu den Präsidentschaftswahlen herangezogen, wenn keine andere Umfrage zu Parlaments- oder Europawahlen innerhalb der letzten drei Wochen veröffentlicht wurde.

Europa wächst mehr und mehr zusammen. Politische Phänomene wie Arbeitslosigkeit oder die Reaktion der Bürger auf ein Atomunglück wie das von Fukushima treten vermehrt in mehreren EU-Ländern zeitgleich auf. Dies wirkt sich auch auf das Wahlverhalten aus - es entsteht ein gesamteuropäisches Wahlverhalten. Deshalb macht es Sinn ein politisches Stimmungsbarometer für die EU28 zu entwerfen. Die Resultate basieren auf den Ergebnissen nationaler repräsentativer Umfragen aller EU28-Staaten. Stichtag ist jeweils der 30. Tag eines Monats. Statistisch weist dies natürlich deshalb Mängel auf, weil nicht immer Umfragen zur Europawahl, sondern nur zu nationalen Wahlen erhältlich sind. Hintergründe zu den verwendeten Umfragen erfahren Sie auf Anfrage unter tobias.schminke chez treffpunkteuropa.de.

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