Goodbye, Britain

, von  Julius Leichsenring

Goodbye, Britain
Am 23. Juni stimmten die Briten mit knapp 52 Prozent für eine Zukunft ohne die EU. © Rebecca Harms / Flickr /Creative Commons CC BY-SA 2.0

Die Briten haben sich im Referendum vom Donnerstag für den Brexit entschieden. Julius Leichsenring nimmt in seinem „Brief an Europa“ Abschied vom EU-Mitglied Großbritannien.

Liebes britisches Volk,

mit eurem Ja zum Austritt aus der Europäischen Union habt ihr Nein zu über 70 Jahren Frieden und wachsendem Wohlstand in eurem Land dank der EU gesagt. Diese Geringschätzung der Leistungen der Union hängen eng mit eurem übertriebenen Stolz und einer rückwärtsgewandten Sehnsucht zusammen: Das Volk einer einstigen Weltmacht lässt sich von außen nicht vorschreiben, welche Leistungen es zu erbringen und welche Gesetze es zu verabschieden hat.

Ausgehandelte Sonderregelungen mit der EU, Stichwort Britenrabatt, konnten dieses Gefühl nicht beseitigen. Vielmehr herrscht die Meinung bei euch vor, dass das „British Empire“ gerade ohne die Vorschriften aus Brüssel an die Stärke von früher anknüpfen können wird. Was ihr verkannt habt, liebe Briten: Der Brexit wird genau das Gegenteil bewirken.

Für die Staatengemeinschaft ist der wirtschaftliche Schaden des Austritts Großbritanniens überschaubar, für euch ist der Handel mit der EU hingegen existenziell - knapp die Hälfte eurer Exportgüter gehen an die anderen Mitgliedsländer. Die angebliche Fremdbestimmung habt ihr mit eurer Entscheidung somit nicht abgeschüttelt – sondern erst recht heraufbeschworen. Denn wollt ihr in Zukunft weiterhin vollumfänglichen Zugang zum europäischen Binnenmarkt haben, müsst ihr der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beitreten. Damit einher gehen Regeln aus Brüssel, die ihr nicht mehr mitbestimmen könnt. Die Devise lautet dann: Friss oder stirb. Eine andere Möglichkeit wären Einzelverträge mit der Europäischen Union. Auch hier agiert ihr nun aus einer Position der Schwäche heraus.

Als drittgrößte europäische Volkswirtschaft räumten euch die 27 anderen Mitgliedsstaaten weiträumigen Einfluss ein. Nun wird eure Stimme in Brüssel und der restlichen Welt kaum noch Gehör finden. US-Präsident Barack Obama prophezeite bereits im Februar bei seinem Besuch in London, dass ihr ohne die EU mit euren Forderungen am „Ende der Schlange“ stehen werdet. Zu schwach ist eure Wirtschaftskraft, zu gering die weltpolitische Bedeutung des Commonwealth, zu unbedeutend eure geopolitische Lage. Der 23. Juni ist somit nicht eurer „Independence Day“ , der euch zu neuer alter Stärke zurückführen wird, sondern der letzte Akkord des Abgesangs auf das einst so mächtige britische Empire.

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